Praxisgeschichten aus der integrierten Sonderschulung

Überblick

Einleitung

Die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen und unterschiedlichen Lernvoraussetzungen ist ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag an die Schule. In den vergangenen Jahren wurden neue Gesetze und Verordnungen verabschiedet, Broschüren und Hilfsmittel bereitgestellt, die Ausbildung der Lehr- und Fachpersonen angepasst und Schulen weiterentwickelt.

Mit dem Lehrplan 21 steht nun zum ersten Mal überhaupt in der deutschsprachigen Schweiz ein “Lehrplan für Alle” zur Verfügung. Das dort beschriebene Lern- und Unterrichtsverständnis anerkennt Vielfalt innerhalb schulischer Lerngruppen als Faktum einer integrativen Volksschule.

Wo Menschen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen, Wünschen und Visionen aufeinandertreffen und gemeinsam schwierige Situationen zu bewältigen haben, ist mit Problemen zu rechnen. Diese Probleme zu lösen und sich selbst und andere Menschen im Leben weiterbringen, ist aber auch eine persönlich befriedigende und gesellschaftlich zentrale Aufgabe.

Über das Was und Wozu schulischer Integration wurde vor allem aus Sicht der Bildungspolitik, Wissenschaft und Verwaltung viel gesagt und geschrieben. Stimmen aus der Praxis hört man meist nur, wenn es nicht mehr geht, wenn Frustration und Enttäuschung so gross ist, dass keine Bereitschaft für die Entwicklung gemeinsamer Lösungen mehr vorhanden ist.

Wir wollen Fachpersonen aus der Praxis eine Stimme geben, die sich tagtäglich für Kinder mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen, mit schwierigen Lebenssituationen oder mit Beeinträchtigungen einsetzen, dabei gute Arbeit leisten, Erfolge feiern, aus Misserfolgen lernen, sich konstruktiv mit anderen Beteiligten auseinandersetzen und praxistaugliche Vorgehensweisen und Hilfsmittel entwickeln.

Rahel Vontobel und Noemi Hurtado, die beide als behinderungsspezifische Beraterinnen (BBk) im Kanton Aargau unterwegs sind, beschreiben, was Lehrpersonen mitbringen müssen, damit eine integrierte Sonderschulung gelingen kann. Dafür braucht es gemäss Noemi Hurtado eine Veränderung der Bildungskultur.

Hauptaussagen

Eigenschaften integrativer Lehrpersonen

  • Echtes Interesse und Freude an der Entwicklung und Ausbildung der Kinder
  • Balance zwischen Struktur und Freiheit / Kreativität
  • Mit Empathie auf die Kinder zugehen können
  • Diversität der Kinder akzeptieren und schätzen
  • Bedeutung einer hohen Reflexionsfähigkeit (selbst und im Team)

Hauptaussagen

Ein neues Bild des Lehrerberufes

  • Lehrpersonen sind nicht Inhaltsvermittlerinnen, sondern Entwicklungsbegleiterinnen
  • Beispiel: Lehrperson mit herausfordernder Klasse, Umgang mit ‚Störungen‘ im Unterricht
  • Störungen akzeptieren können und warten, bis die Klasse bereit ist
  • Erkennen, wenn man nicht für den Lehrerberuf geeignet ist (Interesse an Beziehungsarbeit vs. Wissensvermittlung)

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