Kontrolle und Evaluation
Ein mit Unsicherheiten verbundenes Thema
Evaluation optimieren
“Wann ist ein Ziel erreicht?” “Wie gut ist ein Ziel erreicht?” – darüber herrscht bei den Beteiligten oft grosse Unsicherheit, manchmal auch Uneinigkeit. Diese Fragen verweisen auf den engen Bezug zwischen Zielsetzung und Evaluation; werden Ziele unklar formuliert, ist eine Überprüfung kaum möglich; werden diese jedoch zu eng gefasst und zu konkret umschrieben, droht der Bezug zu den Bildungszielen verloren zu gehen.
Für Andrea Räss gibt es bezüglich Evaluation noch viel zu verbessern. Sie war vorgängig im Gesundheitsbereich tätig und ist sich gewohnt, dass immer nach der Wirtschaftlichkeit, Zweckmässigkeit und Wirksamkeit von Massnahmen gefragt wird und diese auch entsprechend überprüft werden.
Hauptaussagen
Optimierungsbedarf bei der Evaluation
- Im Gesundheitsbereich ist das Thema Evaluation viel weiter fortgeschritten als in der Bildung. Man ist sich gewohnt, stets zu beweisen, dass Massnahmen wirtschaftlich, zweckmässig und wirksam sind.
- Prozesse und Verantwortungen sind wichtig, um sich das Thema Evaluation in Erinnerung zu rufen.
- Evaluation nicht nur am Ende des Schuljahres machen, weil sonst oft die Präzision verloren geht
- Bei der Planung im folgenden Schuljahr werden oft Themen der Evaluation aufgegriffen, aber das findet oft nur implizit statt.
Eigene Arbeit reflektieren
Stefanie Boll und Julia Rothenberger verstehen Evaluation immer auch als Reflexion über ihre eigene Arbeit. Wurden die Ziele erreicht oder waren sie überhaupt umsetzbar? Haben wir das Kind sinnvoll unterstützt?
Hauptaussagen
Viele Fragen zur Zielerreichung
- Evaluation ist immer mit Arbeit verbunden, weil man sich aktiv erinnern muss, was man wie gemacht hat.
- Dabei ist es wichtig, auch über die Resultate des eigenen Handelns zu reflektieren.
- Gerade wenn mehrere Akteure involviert sind, ist es wichtig, den individuellen Einfluss von jeder einzelnen Person dezidiert anzuschauen.
- Gerade bei integrierten Kindern ist es wichtig, zwischen inhaltlichen Zielen und Verhaltenszielen zu unterscheiden – stets mit der Perspektive, wie wir als Lehrpersonen das Kind unterstützt haben.
Fortschritte konkret festhalten
Eliane Seiler stellt den Bezug zur Zielformulierung her und betont, wie wichtig es ist, nicht nur nach “Ziel erreicht; ja oder nein” zu fragen, sondern auch nach dem “Wo” und dem “Wie” der Zielerreichung.
Hauptaussagen
Fortschritt anhand konkreter Situationen planen und feststellen
- Oft setzt man sich während der Planungsphase zwar Ziele, definiert diese jedoch zu wenig konkret.
- Bei der Evaluation führt das oft zum Problem, dass Fortschritte zu generisch und zu übergreifend wahrgenommen werden
- Für eine erfolgreiche Integration muss man von Anfang an klar definieren, woran man erkennen wird, dass ein Schüler / eine Schülerin ein Ziel erreicht hat und mit welchen Hilfsmitteln.
Fortschritte sichtbar machen
Sie selbst bezeichnet sich als “Oberoptimistin”; selten sieht sie keine Fortschritte bei den Schülerinnen und Schülern. Andrea Räss sieht es deshalb auch als ihre Aufgabe, den Kolleginnen und Kollegen im Team positive Veränderungen sichtbar zu machen.
Hauptaussagen
Fortschritte sichtbar machen
- Auch kleine Fortschritte müssen als Fortschritt zählen können. Es kann wichtig sein, in Gesprächen aufzuzeigen, was funktioniert hat – selbst wenn der Fortschritt für Andere kaum wahrnehmbar war.
- Oft hat der fehlende Fortschritt wenig mit dem Kind zu tun, sondern viel mehr mit unzureichender Bereitschaft zur Reflexion und Weiterentwicklung bei den Lehrpersonen.
- Fehlender Fortschritt kann auch der Tatsache geschuldet sein, dass Dinge unterschätzt werden.
Wunderfrage
Zur Überprüfung der Fortschritte und Zielerreichung stellt Eliane Seiler gerne ihre “Wunderfrage”:
Hauptaussagen
Die Wunderfrage
- Es ist oft schwierig, Fortschritte greifbar zu machen
- Dabei kann es helfen, sich schon bei der Planung zu fragen ‚Wie sieht es aus, wenn der Schüler / die Schülerin das kann‘ und das anhand konkreter (imaginärer Situationen) zu spezifizieren
- In der Heilpädagogik ist man sich gewohnt festzustellen, was ein Kind nicht kann.
- Das Gegenteil ist oft überraschend schwierig zu visualisieren, kann aber dabei helfen, Fortschritte zu evaluieren.