Ko-Kreation und Umsetzung
Im Moment präsent sein und so Lösungen finden
„out of the box“
Viele Lehrpersonen hegen grundsätzliche Bedenken bei der Integration von Kindern mit Sonderschulstatus, die manchmal mit fehlendem Wissen zusammenhängen, oft aber auch eine fehlende Vorstellung dazu, wie Routinen und Abläufe mit kleinen Veränderungen so gestaltet werden könnten, dass auch betroffene Schülerinnen und Schüler sich beteiligen können. Diese Fragen und wie Lehrpersonen im Alltag ein Umgang mit den eigenen Sorgen und Unsicherheiten finden können, wird in den Praxisgeschichten immer wieder thematisiert.
Für Carole Karlen ist es wichtig, dass die Beteiligten bereit sind, “out of the box” zu denken.
Hauptaussagen
Kopf frei machen für kreative Lösungen
- Kritische Momente entstehen, wenn die Beteiligten in der Schule überfordert und überlastet sind und sie deshalb keine Kapazität haben, um kreative Lösungen zu finden
- Gerade von Seiten der Schulleitung muss es möglich sein, ‚out of the box‘ zu denken und offen auf eine komplexe Situation zuzugehen und flexibel auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen zu können
Etwas ändern – neu denken
Rahel Vontobel und Noemi Hurtado beschreiben, dass Lehrpersonen nicht immer bereit sind, gut eingespielte Abläufe zu ändern oder etwas neu zu denken, wenn etwas bis jetzt doch immer gut funktioniert hat. Ein Faktor dabei ist auch, dass Lehrpersonen über Phänomene wie Autismus-Spektrum-Störung zu wenig wissen und deshalb oft Unverständnis zeigen, wenn betroffene Kinder in ihre Klassen integriert werden sollen.
Hauptaussagen
Angst, etwas neu zu denken
- Angst von Lehrpersonen, Dinge neu zu denken und an bestehenden Konzepten festzuhalten
- Fall einer Kindergarten-Lehrperson und ob der Frage, ob ein Kind mit Behinderung am Turntag teilnehmen kann (Garderobensituation)
- Situationen, in denen bestehende Lösungen und eingeübte Prozesse nicht funktionieren und wie schwierig es sein kann, diese loszulassen und neue Wege zu finden
- Oft geht es dann darum, die unterliegende Sorge einer Lehrperson überwinden zu können
Verschiedenheit zulassen
Manchmal lenken Lehrpersonen ihre eigenen Sorgen auf die Kinder um und problematisieren deren Situation, wenn ein Schüler mit Sonderschulstatus integriert wird. Noemi Hurtado bespricht dann mit der Lehrperson, wie sehr es ihr gelingt, vorzuleben, dass es in Ordnung ist, wenn Kinder unterschiedlich viel Zeit brauchen oder unterschiedlich schwierige Aufgaben lösen. Rahel Vontobel zeigt Lehrpersonen auf, dass die ganze Klasse profitieren kann, wenn der Unterricht besser strukturiert ist.
Hauptaussagen
Umlenkung eigener Sorgen auf die Kinder
- Die Frage ‚Was bedeutet das für die anderen Kinder?‘ kann oft eine Ausrede oder eine Umlenkung auf die tieferliegenden Sorgen einer Lehrperson sein
- Oft hilft es dann, die Lehrperson an ihre Vorbild…funktion zu erinnern und zu versuchen, diese auch aktiv in der Klasse vorzuleben (‚Wir sind alle anders‘)
- Es ist auch wichtig, das eigene Mindset zu hinterfragen, wie man auf komplexe Situationen zugeht und was alles möglich sein kann
- Oft hört man auch ‚Ich kann das doch nicht wegen einem Kind für die ganze Klasse umstellen‘. Dann ist es wichtig aufzuzeigen, dass am Ende alle profitieren
Kinder als Ko-Kreatoren einbeziehen
Was tun, wenn Kinder in der Klasse einen Schüler mit ausgeprägtem ADHS absichtlich provozieren, damit dieser wütend wird und auf sie losgeht? Julia Rothenberger beschreibt, wie die Schülerinnen und Schüler in solchen Situationen als “Ko-Kreatoren” einer konstruktiven Unterrichtssituation angesprochen werden können, da sie sehr wohl auch wissen, was zu tun ist, damit dieser Schüler sich auch wieder beruhigt.
Hauptaussagen
Kinder als Ko-Kreatoren anerkennen
- Fall eines Kindes mit ADHS, welches Mühe damit hat, seine Wut unter Kontrolle zu bringen und wie die Klasse diese Trigger nutzt
- Man kann zwar versuchen, die Klasse zu überzeugen, dass es besser ist, die negativen Trigger nicht zu nutzen, aber manche Kinder haben Schwierigkeiten damit, Dinge loszulassen und nutzen aktiv diese negativen Trigger
- Dann ist es wichtig, dass die Kinder dies einsehen, damit man gemeinsam Lösungen zur Konfliktbewältigung finden kann