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I. Unterricht

Unterricht für alle

«Wie soll ich allen Schüler:innen gerecht werden können?»

In Bezug auf den Unterricht müssen zwei Ebenen Unterschieden werden: Die Oberflächenstruktur und die Tiefenstruktur[1].

Vielfach wird die Oberflächenstruktur fokussiert. Zur Oberflächenstruktur gehören beispielsweise der strukturelle Rahmen, didaktische Methoden und Sozialformen. Qualitätsvoller Unterricht ist jedoch insbesondere von der Tiefenstruktur abhängig:

  • Kognitive Aktivierung: Die Schüler:innen werden dazu angeregt, sich vertieft auf ihrem Entwicklungsniveau mit dem Unterrichtsgegenstand auseinander zu setzen.
  • Konstruktive Lernunterstützung: Die Schüler:innen können Kompetenz, Autonomie und soziale Eingebundenheit sowie einen wertschätzenden Umgang erleben.
  • Klassenführung: Eine effektive Klassenführung fokussiert auf die Maximierung der Lernzeit und Lernaktivität. Dies kann einen grossen Einfluss auf das → Verhalten der Schüler:innen ausüben.

Die → Unterrichtsentwicklung ist ein über längere Zeit aufrecht zu erhaltendes Schulentwicklungsthema. Als unmittelbare Intervention können Sie einerseits zur kooperative Unterrichtsvorbereitung anregen oder über Beispiele dazu anregen, lernseits von den Schüler:innen her Unterricht zu überdenken.

Kooperative Unterrichtsplanung

Der Unterricht muss den Schüler:innen angepasst werden – nicht die Schüler:innen dem Unterricht.Unterricht ist heute eine Teamarbeit. Es ist zentral, dass sich ein Unterrichtsteam gemeinsam immer wieder die Frage stellt, wie der Unterricht → entwicklungslogisch und im Universellen Design gestaltet werden kann.

Dabei ist nicht gemeint, dass Stufenteams gemeinsam «präpen» und Unterrichtsvorbereitungen austauschen. Vielmehr geht es um ein forschendes Herangehen an die Probleme, die sich im Lernen der einzelnen Schüler:innen zeigen. Deshalb ist die konkrete gemeinsame Vorbereitung von (ausgewählten, gemeinsam durchgeführten) Lektionen zu fördern. Unterrichtsbesprechungen können mit dem → Leitfaden gemeinsame Vorbereitung eines Lernangebots in ihrer Qualität gesteigert werden.

  • Hat ein Team Zeit, Unterricht gemeinsam zu planen? Falls nicht, sollten andere Aufgaben zurückgebunden werden, um Zeit für die Zusammenarbeit in Bezug auf den Unterricht zu schaffen.
  • Funktioniert die → Zusammenarbeit im Unterrichtsteam?
  • Interessieren sich die Teams für das Lernen der Schüler:innen? Und nicht nur für die Oberflächenstruktur – oder gar ausgeklügelte selbst hergestellte Arbeitsblätter?

Beispiele zur gleichzeitigen Veränderung von Tiefen- und Oberflächenstruktur

Achten Sie darauf, dass bei einer Veränderung der Oberflächenstruktur (Methode, Raum, Abläufe, …) die Veränderung der Tiefenstruktur fokussiert wird: Die Oberfläche wird zur Verbesserung des inhaltlichen Lernens verändert. ACHTUNG: Für die Wirksamkeit einer Lehr- und Lernmethode ist es essentiell, alle Aspekte der Tiefen- und Oberflächenstruktur zu berücksichtigen.

Beispiel „Dialogisches Lernen“ (Tiefenstruktur)

Beispiel „Raum und Zeiten verändern“ (Oberflächenstruktur)

ACHTUNG: Die Veränderung des Raumes kann ein erster Schritt sein. Es muss jedoch über eine längerfristige Unterrichtsentwicklung die Verbesserung der Lernprozesse angestrebt werden

  • Ermutigen Sie die Lehrpersonen, auch den Stunden-/Lektionenplan den aktuellen Bedürfnissen der Klasse (und einzelner Schüler:innen) anzupassen.
  • Entlasten Sie das Unterrichtsteam vorübergehend von anderen Aufgaben, damit sie genügend Energie für die Unterrichtsveränderungen haben.

Volksschulgesetz

§ 23. Die Lehrperson hat das Recht, im Rahmen des Lehrplans, der obligatorischen Lehrmittel, des Schulprogramms und der Beschlüsse der Schulkonferenz den Unterricht frei zu gestalten.


Ausführungen des VSA: Unterricht

Der Lehrplan zeigt, was die Schülerinnen und Schüler bis zu welchem Zeitpunkt wissen und können sollen. Die Lehrperson bestimmt, auf welchem Weg die Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen des Lehrplans erwerben sollen.

Im Kindergarten und den ersten drei Primarklassen gibt es keinen Stundenplan mit Fächern, sondern nur feste Unterrichtszeiten. Ab der 4. Primarklasse und in der Sekundarschule hingegen erfolgt der Unterricht in den einzelnen Fächern grundsätzlich gemäss Stundenplan.

Grundsätzlich zählt die Aufteilung über das ganze Schuljahr. Zur → Lektionentafel

Zusammenarbeit und Unterstützung

  • Unterrichtsentwicklung. Ermöglichen Sie die Zusammenarbeit von Stellenpartner:innen, Klassenlehrpersonen, SHPs und Assistent:innen
  • Ressourcen für den Unterricht. Unterstützen Sie mit Assistent:innen, Lernenden aus der Betreuung, Fachpersonen Betreuung, Praktikant:innen, SSA, Senior:innen
  •  Arbeiten Sie laufend daran, die → Unterrichtsentwicklung in der Schulentwicklung zu fokussieren. Der Unterricht ist der zentrale Ort, an dem schulisches Lernen stattfindet – ob im oder ausserhalb des Schulzimmers.

Zur längerfristigen Unterrichtsentwicklung


  1. https://digital.hfh.ch/tragfaehige-integration/wp-content/uploads/sites/76/2024/08/Pauli_Schmid_2019_Didaktik-guten-Unterrichts.pdf

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