Längerfristige Schulentwicklung
I. Unterricht
Wie können Sie den Unterricht in Ihrer Schule längerfristig gestalten und weiterentwickeln?
Das Ziel guten Unterrichts besteht immer darin, das bestmögliche Lernen aller Schüler:innen zu ermöglichen.
Aufgrund der grossen Heterogenität der Schüler:innen führt die Differenzierung über drei unterschiedliche (Schwierigkeits-)Niveaus nicht zum Ziel. Es muss vielmehr eine natürliche Differenzierung[1] angestrebt werden. Dabei sind die Aspekte der Entwicklungslogik[2] und des Universal Designs[3] zu berücksichtigen[4].
Damit wird der Unterricht für alle Schüler:innen zugänglich, so dass eine zusätzliche Adaption des Unterrichts für einzelne Schüler:innen obsolet wird. Der Unterricht wird also von Anfang an → gemeinsam mit Blick auf alle Schüler:innen vorbereitet. Damit werden auch personelle Ressourcen gebündelt, anstatt Probleme delegiert.
Für die konkrete Umsetzung der Unterrichtsentwicklung sollte an der Tiefenstruktur (und dessen Zusammenspiel mit der Oberflächenstruktur) angesetzt werden.
Auf der Ebene der Tiefenstruktur gilt es folgende Bereiche zu gestalten:
- Kognitive Aktivierung (aktive Auseinandersetzung mit einem Gegenstand, der dem intrinsischen Interesse der Schüler:innen entspricht)
- Konstruktive Lernunterstützung (Erleben von Kompetenz, Autonomie und soziale Eingebundenheit)
- Klassenführung (effiziente Nutzung der Lernzeit, siehe → Bereich Verhalten)
Sie werden bereits jetzt in Ihrem Team Expert:innen zu einzelnen Aspekten und Beispiele von Good Practice finden. Nutzen Sie diese Ressource, indem Sie sie sichtbar machen und im Schulhaus vernetzen.
Fehlt in Ihrem Team noch die Expertise zu einem Thema, kann sich eine Person des Schulhausteams mittels Weiterbildung zur Expert:innen weiterbilden – und dann als Multiplikator:in die anderen Teammitglieder unterstützen.
Fachliche Analyse mit Fokus auf die Tiefenstruktur
Als Schulleiter:in kommt Ihnen eine Schlüsselfunktion hinsichtlich der Initiierung und Umsetzung der Unterrichtsentwicklung zu. Gleichzeitig ist es essentiell, dass die Unterrichtsentwicklung gemeinsam mit dem Team angegangen wird.
Es ist wichtig, hier nicht beim Thema «Verhalten» oder bei der Oberflächenstruktur stehen zu bleiben. Gerade die Qualitätsentwicklung auf der Tiefenstruktur kann sich auf alle anderen Bereiche (auch auf den Bereich Verhalten) positiv auswirken.
- Analysieren sie mit ihrem Team, in welchem Bereich der grösste Entwicklungsbedarf liegt.
- Entscheiden sie gemeinsam, ob alle Unterrichtsteams am gleichen Bereich ansetzen sollen, oder ob sich jedes Team für einen der drei Bereiche entscheiden kann.
- Achten Sie darauf, dass die Thematisierung der Unterrichtsentwicklung im Rahmen einer Schulentwicklung im Schulhaus den Lehrpersonen einen «Vorteil» bringen muss.
Mit welchen Mitteln setzen wir die Unterrichtsentwicklung um?
Während Sie als Schulleiter den wichtigen Impuls geben müssen, Unterricht weiter zu entwickeln, muss die konkrete Umsetzung für die einzelnen Teams zugeschnitten sein. Es ist von Vorteil, wenn die Teams selber bestimmen können, mit welchen Mitteln sie ihren Unterricht weiterentwickeln.
Die Verantwortung für Sie als Schulleiter:in liegt bei der Prozessgestaltung und -ermöglichung. Es ist bekannt, dass einzelne Vorträge von Expert:innen längerfristig in der Praxis von Lehrpersonen keine Auswirkung zeigen. Es braucht die konkrete Arbeit am eigenen Unterricht und die Unterstützung dabei.
Instrumente für die langfristige Unterrichtsentwicklung
Das → Kollegiale Unterrichtscoaching eignet sich, um in Tandems den Unterricht konkret weiterzuentwickeln. Es kann von ganzen Schulteams als Unterrichtsentwicklungs-Massnahme durchgeführt werden, aber auch nur von einzelnen Tandems durchgeführt werden.
Die gleiche Intention wird mit → Lesson Study verfolgt, wobei noch intensiver das Schüler:innenlernen in den Fokus rückt.
Für die Unterrichtsentwicklung der Klassenführung im Dialog mit den Schüler:innen kann das Tool → LDK – Linzer Diagnosebogen für Klassenführung benutzt werden. Verschiedene Personengruppen können damit einander gegenübergestellt werden.
Begleitung & Weiterbildungmöglichkeiten
Das Institut Unterstrass bietet an, gemeinsam das Thema «Guter Unterricht» mit → Schulinternen Weiterbildungen anzugehen.
Zu vielen Themen finden Sie auch Abrufkurse und Weiterbildungen im → Weiterbildungsplaner der HfH.
Die PHZH unterstützt mit → Challenge Schulen, eine Bedarfsanalyse im Bereich «Verhalten» durchzuführen und darauf aufbauend Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
- https://primakom.dzlm.de/primafiles/uploads/Dokumente/Natürliche%20Differenzierung-Übersichtü.pdf ↵
- Der Unterrichtsgegenstand muss den unterschiedlichen Entwicklungsständen der heterogenen Schülerschaft gerecht werden können. ↵
- Beim UD wird darauf geachtet, barrierefreie Lernumgebungen zu schaffen. ↵
- Müller Bösch, C., & Schaffner Menn, A. (2021). Inklusiver Unterricht: Lernen in einem universellen Design am gemeinsamen Gegenstand. In A. Kunz, R. Luder, & C. Müller Bösch (Hrsg.), Inklusive Pädagogik und Didaktik (2. Auflage, S. 93–119). hep. ↵