I. Unterricht
Beziehung
Es „funkt“ nicht zwischen Lehrperson und Schüler:in!
Wenn Kinder in der Schule als «auffällig» wahrgenommen werden, richten Lehrpersonen häufig ihren ganzen Fokus auf das problematische Verhalten. Dabei wäre es förderlicher, zunächst ihre Beziehung zum Kind zu stärken. Beziehungsarbeit ist die Basis für die pädagogische Arbeit in der Schule.[1]
Deshalb lohnt es sich
- die Beziehungsgestaltung in Hinblick auf Stärken und Stolpersteine kritisch zu relfektieren,
- in die Beziehungsqualität zu investieren,
- die Lehrperson-Schüler:in-Beziehung zu analysieren.
Eine positive Schüler:in-Lehrperson-Beziehung steigert nicht nur die Entwicklung und das Wohlbefinden der Schüler:innen, sonder auch die Zufriedenheit und Gesundheit der Lehrpersonen.
Lehrpersonen Zeit für Beziehungsarbeit geben
Unterstützen Sie die Lehrperson, mit den Kindern und Jugendlichen besser in Kontakt zu kommen, also Beziehungszeit zu gestalten.
- Banking Time: Ermöglichen Sie der Lehrperson → Banking Time durchzuführen. Falls notwendig, ermöglichen Sie der Lehrperson eine → Weiterbildung dafür.
- Coaching: Ermöglichen Sie der Lehrperson, Coachings durchzuführen. Dazu sind schulinterne Weiterbildungen oder → individuelle Weiterbildungen notwendig.
Lehrpersonen unterstützen, hinter das Verhalten zu schauen
Zuerst der Kopf, dann das Verhalten: Eine Lehrperson muss zuerst wissen, was genau im Kopf und den Gefühlen eine:r Schüler:in vorgeht. Was die Anreize und Motive sind, den Unterricht zu stören, Mitschüler:innen zu bedrohen oder schnell auszurasten.
Die Grafik zeigt aus Sicht der Lehrperson, was sie tun kann, um ihre Beziehung zu Schüler:innen zu stärken (Abbildung: Wissenschaftskommunikation HfH):
Visionieren Sie das Video das im Rahmen der Schulleitungsforen im Kanton Aargau zum Thema «Wie gelingt Lernen in Beziehungen?» entstanden ist.
Starke Emotionen
Hat die Lehrperson das Gefühl, alles wäre leichter, wenn ein:e bestimmte Schüler:in nicht mehr in der Klasse wäre? Sind starke Emotionen der Lehrperson spürbar? Dann können es Reinszenierungen (Trauma) oder Projektionen sein, die in den Interaktionen wirken:
- Zeigen Sie der Lehrperson dieses → Video. Kann das Konzept der Übertragungen zum Verständnis der wiederkehrenden schwierigen Situation hilfreich sein?
- Lassen Sie die Lehrperson mit einer Person ihres Vertrauens die → Frage des Schattens angehen.
Unterstützung
Organisieren Sie Supervision, insbesondere, wenn starke Emotionen im Spiel sind, beispielsweise über die → Fachstelle Verhalten und Lernen
Instrumente / Materialien
Mentalisieren
Eine Reflexionsfolie für das eigene pädagogische Handeln bieten die drei folgenden Leitprinzipien (Artikel):
- Gestaltung belastbarer Beziehungen
- Aufbau und Erhalt von unterstützenden Strukturen, sowie
- Mentalisierung der inneren Welt des Kindes und seiner Umwelt
Szenisches Verstehen
In einer pädagogischen Beziehung werden – insbesondere bei Erfahrungen mit Trauma – reinszeniert. Dies bedeutet, dass Szenen der Vergangenheit wiederholt werden. Dabei werden von den traumatisierten Schüler:innen die Pädagog:innen emotional miteinbezogen, um die Szene zu reinszenieren. Diese emotionale Beteiligung stellt Ausgangspunkt des Szenischen Verstehen dar. Als Hilfe zum Verständnis dieser wiederkehrenden Situationen hilft dieses → Video.
CLASS – ein Beobachtungsinstrument für die emotionale Beziehungsqualität
Mit CLASS können Sie die Beziehungsqualität beobachten und einschätzen lernen.
Bindungsbrett
Das → Bindunsgbrett visualisiert Bindung, Beziehungen und Stressreaktionen verständlich.
Zur längerfristigen Unterrichtsentwicklung
- Zimmermann, D. (2017), Traumatisierte Kinder und Jugendliche im Unterricht. Ein Praxisleitfaden für Lehrerinnen und Lehrer, Beltz, S. 23. ↵