SPRINT-Konzept & Theorie

Förderkonzept

Einleitung

Mehrsprachigkeit ist seit vielen Jahren Normalität in Kindergärten und Schulen in der Schweiz. 22 % der Bevölkerung der Schweiz sind Menschen mit Migrationshintergrund. Ein Teil der Kinder kommt ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen in den Kindergarten. Viele Lehrpersonen wissen um die Ressourcen der Mehrsprachigkeit, verfügen über gute Kompetenzen zur integrativen Sprachförderung und bieten vielfältige, spielerische Zugänge zur Sprache im Kindergartenalltag an. Kinder, die ohne oder mit sehr geringen Deutschkenntnissen in den Kindergarten kommen und trotz der Förderung in der Zweitsprache Deutsch keine oder nur geringe Fortschritte machen, stellen die Pädagog:innen vor Herausforderungen.

Es steht die Frage im Raum, ob diese Gruppe von Kindern zur Prävention von Bildungsbenachteiligungen intensivere oder anders gestaltete Sprachförderung oder evtl. sogar Sprachtherapie braucht. Bis zu einer logopädischen Abklärung und möglichen Therapie entsteht häufig eine längere Wartezeit. Es wird nach Konzepten gesucht, die diese Lücke füllen können und so einen Beitrag zur Prävention von Bildungsbenachteiligungen durch mangelnde Kenntnisse der Umgebungssprache leisten. Das Sprachförderkonzept SPRINT hat den Anspruch, die kommunikativen Kompetenzen mehrsprachiger Kinder durch bewegungs- und handlungsorientierte Spielsituationen zu erweitern und so ihre sprachliche Teilhabe im Kindergarten, in der Freizeit und in der Familie zu verbessern.

Ziele

Welche Ziele sollen mit dem Förderprogramm erreicht werden und warum sind diese Ziele wichtig? Was lernen die Kinder konkret?

Im Mittelpunkt von SPRINT steht die Kommunikation. Teilhabe an Kommunikationssituationen, in denen Wissen, Informationen, Ideen und Gefühle ausgetauscht werden, wird mit dem Fachbegriff «kommunikative Partizipation» bezeichnet. Sie ist als Schlüsselmerkmal gelingender Teilhabe und Integration, der sozial-emotionalen Entwicklung sowie der Lebensqualität zu verstehen.

Im Kindergartenalltag zeigt sich, dass Kinder, die die Umgebungssprache bei Eintritt in den Kindergarten nicht oder nur rudimentär beherrschen, von der aktiven Teilnahme an Kommunikationssituationen vielfach ausgeschlossen sind. Sie können anderen ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle in Spiel- und Lernsituationen häufig nicht mitteilen und genauso umgekehrt die Bedürfnisse und Gefühle der anderen häufig nicht verstehen. Kinder, die in Kommunikationssituationen miteinbezogen werden, haben mehr Gelegenheiten, Sprache zu hören und zu sprechen, sie haben so die Möglichkeit, Sprachstrukturen und kommunikative Konventionen zu lernen. Sie erfahren sich als selbstwirksam, wenn sie ihre Ideen und Bedürfnisse beim Spielen und Lernen einbringen können.

Mit dem Förderprogramm SPRINT soll die kommunikative Partizipation von mehrsprachigen Kindern im Kindergarten, in der Freizeit und in der Familie verbessert werden. Durch die Förderung wird der Zweitspracherwerb dieser Kindergruppe unterstützt, zudem wird ein Beitrag zur Prävention von Spracherwerbsstörungen geleistet. Im Rahmen von bedeutungsvollen bewegungs- und handlungsorientierten Spielsituationen werden die pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen systematisch gefördert. In der Förderung lernen die Kinder, die Kommunikationsregeln in unterschiedlichen Situationen und Umgebungen kennen und korrekt anzuwenden. Insbesondere geht es um die Kenntnis und Erprobung von schulspezifischen Sprachhandlungen, wie z. B. pädagogischen Fragen, Regeln des Sprecherwechsels in Gruppen, Anforderungen an Höflichkeit, Vorlesen von längeren Texten, selbstständiges Erzählen. Mit der digitalen Spielekartei stehen Lehrpersonen und Therapeut:innen flexibel einsetzbare, theoretisch fundierte und thematisch strukturierte Fördermaterialien zur Verfügung. Diese sollen zudem zur bewegungs- und spielorientierten Gestaltung integrierter Sprachförderung im Kindergarten motivieren.

Zielgruppe

Für wen ist SPRINT gedacht?

Das Förderkonzept richtet sich an mehrsprachige Kindergartenkinder im Alter von 4–7 Jahren. Kinder, deren Familiensprache nicht Deutsch ist, verfügen zum Teil bei Kindergarteneintritt nur über geringe oder gar keine Deutschkenntnisse. Die meisten Kinder dieser Gruppe lernen nach dem Start des Kindergartens durch die regelmässigen Sprachkontakte im Kindergarten und mit entsprechender Unterstützung durch den DaZ-Unterricht relativ schnell so gut Deutsch, dass sie an den Kommunikationssituationen in der Einrichtung angemessen teilhaben können. Ein kleinerer Teil der Kinder hat Schwierigkeiten mit dem Zweitspracherwerb und kann sich aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse nicht oder nur in sehr begrenztem Mass kommunikativ einbringen. Für sie besteht das Risiko einer Spracherwerbsstörung und auch Bildungsbenachteiligung.

Kinder mit Deutsch als Zweitsprache lernen in der Regel zunächst ihre Familiensprache und dann mit Eintritt in eine Betreuungs- oder Bildungseinrichtung die Umgebungssprache Deutsch. Bei so einem «sukzessiven» Zweitspracherwerb geht man davon aus, dass die grundlegenden pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen im Erstspracherwerb im familiären Umfeld erworben und dann grundsätzlich für die Kommunikation in der Einrichtung zur Verfügung stehen. Typische Sprachhandlungsmuster, die für die Kommunikation in der Bildungseinrichtung wichtig sind, werden hingegen in der Zweitsprache erworben und können auf die Erstsprache übertragen werden. Allerdings gibt es bei einigen Sprachhandlungen – wie z. B. sich bedanken, sich begrüssen, höflich sein oder Widerspruch äussern – kulturspezifische Unterschiede. So müssen Kinder die üblichen Regeln dieser Kommunikationssituationen in der Zweitsprache neu erlernen und die Fähigkeit entwickeln, kontextbezogen unterschiedliche Regeln anzuwenden. Eine weitere Herausforderung kann für diese Kindergruppe dadurch entstehen, dass durch Defizite in Wortschatz und Grammatik in der Zweitsprache erworbene Sprachhandlungsmuster nicht angemessen realisiert werden können. Diese Situation kann als Motor für die Aneignung der Sprachhandlungskompetenz in der Zweitspracherwerb dienen, aber auch dazu führen, dass sich das Kind mit einfachen Sprachhandlungsmustern begnügt und der Aneignungsprozess stagniert. Eine genaue Beobachtung und entsprechende Unterstützung dieser Kindergruppe bei der Aneignung der pragmatisch-kommunikativen Kompetenz in der Zweitsprache sind daher wichtig, um ihre kommunikative Partizipation im institutionellen Kontext sicherzustellen (vgl. Trautmann, Reich 2008, S. 43).

Neben dieser Hauptzielgruppe ist das Förderprogramm auch für Kinder mit Deutsch als Erstsprache zur Prävention von Spracherwerbsstörungen geeignet – insbesondere dann, wenn aus unterschiedlichen Gründen eine logopädische Abklärung oder Therapie noch nicht möglich ist.

Fachpersonen

Welche Kompetenzen brauchen Fachpersonen, um SPRINT durchzuführen?

Das Förderprogramm SPRINT ist so konzipiert, dass es von pädagogischen Fachpersonen mit unterschiedlichem Vorwissen durchgeführt werden kann. Besonders geeignete Fachpersonen sind Logopäd:innen, Schulische Heilpädagog:innen, Psychomotoriktherapeut:innen, zusätzlich ist der Einsatz des Förderkonzepts durch Regellehrpersonen im integrativen Regelunterricht grundsätzlich möglich und erwünscht. Fachpersonen müssen über die Fähigkeit und Bereitschaft verfügen, mit den Kindern in Beziehung zu treten, ihre kommunikativen Kompetenzen und Bedürfnisse wahrzunehmen und mit passenden Spiel- und Bewegungsangeboten auf sie zu reagieren. Sie müssen den Kindern mit einer Haltung begegnen, die sie zur Kommunikation ermutigt und «Lust auf Sprache» vermittelt. Sie müssen entweder über das dem Förderkonzept zugrunde liegende linguistische und sprachpädagogische Fachwissen verfügen oder bereit sein, sich selbstständig in die theoretischen und didaktischen Grundlagen einzuarbeiten oder an einer Weiterbildung zu SPRINT teilzunehmen. Es wird empfohlen, vor der ersten Durchführung einen Einführungskurs zu SPRINT zu besuchen. Je nach individuellem Vorwissen ist es wichtig, sich in die theoretischen Grundlagen der pragmatisch-kommunikativen Kompetenz einzuarbeiten, um die Sprachhandlungssituationen adäquat zu gestalten, die Äusserungen der Kinder gewinnbringend zu modellieren und die Materialien flexibel einsetzen zu können.

SPRINT wurde in interdisziplinärer Kooperation von Sprachheilpädagog:innen, Logopäd:innen und Psychomotoriktherapeut:innen entwickelt, erprobt und evaluiert. Es waren Expert:innen der Hochschule für Heilpädagogik und Fachpersonen aus der Praxis der Schulgemeinde Opfikon beteiligt.

Das Sprachverhalten der Fachkraft hat einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der Sprachförderung. Sprachlehrstrategien, wie sie Erwachsene oft unbewusst in der Kommunikation mit Kindern einsetzen, sind dabei zentral. Diese «kindgerichtete» Sprache unterstützt den Spracherwerb wesentlich, insbesondere dann, wenn sie zielgerichtet eingesetzt wird und an das Kompetenzniveau der Kinder angepasst ist. Drei zentrale Aspekte, die für die Sprachförderung im Allgemeinen gelten, sollten von der Fachkraft, die mit SPRINT arbeitet, beachtet werden.

  1. Die Fachkraft ist ein Sprachvorbild. Sie spricht deutlich, betont und in angemessenem Tempo. Sie spricht grammatisch korrekt und verwendet einen passenden, reichhaltigen Wortschatz. Sie benutzt Standardsprache als Vorbereitung auf die Schule und Dialekt als Sprache der Nähe.
  2. Die Fachkraft ermuntert die Kinder durch Impulse und offene Fragen zum Sprechen. Sie vermeidet geschlossene Fragen und achtet darauf, dass der Sprachanteil der Kinder hoch ist.
  3. Die Fachkraft stellt sich als Kommunikationspartner:in zur Verfügung und verwendet implizite und explizite modellierende Rückmeldungen und Interventionen.
    1. Implizite Rückmeldungen und Interventionen: Rückfragen stellen, genügend Zeit zum Sprechen geben, Sprachhandlungen modellhaft vormachen, Konfrontieren mit kommunikativen Defiziten durch bewusstes Missverstehen
    2. Explizite Rückmeldungen und Interventionen: Besprechung der Ziele der Spiele und Übungen, explizite Einführung des Vokabulars, Mitspielen und Gestaltung durch die Rolle der Kommunikationspartner:in, Rückmeldungen zur Zielerreichung der Kommunikation, Organisation des Transfers des Gelernten in den Alltag

(Kannengiesser, S. 2009, S. 281 f.)

Pädagogisch-didaktische Grundlagen

Wie erwerben Kinder eine (Zweit)sprache? Auf welchen pädagogisch-didaktischen Leitideen beruht SPRINT?

Die pädagogisch-didaktischen Leitlinien von SPRINT beruhen auf dem Verständnis der Prozesse des Zweitspracherwerbs. Mit Zweitspracherwerb ist die Aneignung einer Zweitsprache gemeint, die die Umgebungssprache, aber nicht die Familiensprache eines Kindes ist. Kinder verfügen über die Fähigkeit, in den ersten Lebensjahren problemlos eine oder auch mehrere Sprachen zu lernen. Der Lernprozess ähnelt dem Erstspracherwerb. Es handelt sich um einen Prozess der aktiven Aneignung einer Zweitsprache, der sich auf der Grundlage der Sprachlernfähigkeit des Kindes in Interaktion mit der Umwelt vollzieht. Alle Kinder verfügen grundsätzlich über die Kompetenz, sich Sprache anzueignen. Sie haben die kognitiven, motorischen und motivationalen Voraussetzungen, um Sprache wahrzunehmen, zu verarbeiten und zu verwenden. Sie sind in der Lage, sprachliche Äusserungen zu bilden und zu verstehen, verfügen über die sprechmotorischen Voraussetzungen, die Merkfähigkeit sowie auch die Motivation zum Sprechen. Die Interaktion und Beziehung mit sprachkompetenten Bezugspersonen leistet einen wesentlichen Beitrag zum Erst- und Zweitspracherwerb. An das Sprachniveau angepasste sprachliche Rückmeldungen und Erweiterungen eingebettet in Prozesse gemeinsamer Sinnkonstruktionen, wie z. B. bedeutungsvolle Spiel- und Vorlesesituationen, sind ein Motor für die Sprachaneignung. Anregungsreicher sprachlicher Input und vielfältige Gelegenheiten, Sprache zu hören und zu sprechen, sind zentral zur Unterstützung des Zweitspracherwerbs.

Wenn Kinder mit Deutsch als Zweitsprache mehrere Jahre lang eine Kindertagesstätte besuchen, in der Deutsch gesprochen wird, sie aber in dieser Zeit nicht genügend Deutsch für einen erfolgreichen Schuleintritt lernen, so macht dies deutlich, dass der Kontakt mit der Zielsprache, das «Sprachbad» in der zu lernenden Sprache nicht ausreicht. Die zu lernende Sprache ist zwar präsent, sie kann aber in ihrer Differenziertheit nicht aufgenommen werden, statt Immersion findet Submersion statt. Kinder brauchen Unterstützung beim Spracherwerb.

Die Qualitätsmerkmale oder auch Leitideen für die Gestaltung sprachförderlicher Lernsituationen im Erst- und Zweitspracherwerb sind Gegenstand zahlreicher Veröffentlichungen. Das Förderkonzept SPRINT bezieht sich insbesondere auf Achhammer (2014, 2015), Isler et al. (2019), Knapp et al. (2010), Madeira Firmino et al. (2014) sowie Ruberg u. Rottweiler (2012).

Folgende Leitideen der Sprachförderung sind grundlegend für die Konzeption von SPRINT und sollten handlungsleitend für die Umsetzung in der Praxis sein:

  1. Kinder werden als Akteure ihrer Sprachaneignung wahrgenommen.
  2. Kinder erleben die Funktion von Sprache in bedeutungsvollen Kommunikationssituationen.
  3. Die Themen der Sprachförderung orientieren sich am Alltag und an der Lebenswelt der Kinder.
  4. Die Inhalte der Sprachförderung sind systematisch aufgebaut und berücksichtigen die Dimensionen der pragmatisch-kommunikativen Kompetenz.
  5. Die Inhalte und Themen der Sprachförderung werden flexibel eingesetzt und bezogen auf den Entwicklungsstand der Kinder variiert.
  6. Sprachhandlungen eingebunden in Bewegung und Spiel sind zentrale Gestaltungselemente der Sprachförderung.
  7. Die Sprachförderung nutzt die Mehrsprachigkeit der Kinder.
  8. Die Sprachförderung findet in Kleingruppen in enger Anbindung an den Kindergartenalltag oder integrativ statt.

Kinder werden als Akteure ihrer Sprachaneignung wahrgenommen.

Die Sprachlernfähigkeit der Kinder wird durch ein hochfrequentes, vielfältiges, inhaltlich reichhaltiges und variables Sprachangebot unterstützt. Kinder haben so die Gelegenheit, kommunikative Muster, pragmatische Konventionen und Regeln selbstständig abzuleiten. Die Fachpersonen begleiten und unterstützen sie auf ihren individuellen Lernwegen, indem sie ihre individuellen Zugänge wertschätzen und durch passende Rückmeldungen weiterführen. Fehler werden als Schaufenster in das Bewusstsein der Lernenden genutzt. Sie geben wertvolle Einblicke zum Entwicklungsstand und zu den Lernwegen der Kinder.

Kinder erleben die Funktion von Sprache in bedeutungsvollen Kommunikationssituationen.

Kinder lernen Sprache, um sich mitzuteilen. Das Erlernen und Nutzen der Zweitsprache wird für sie dann besonders sinnvoll, wenn sie damit ihre Handlungsziele erreichen können. Sie möchten aktiv an der Kommunikation teilnehmen können. Sie möchten ihre Wünsche, Bedürfnisse, ihre Befindlichkeit mitteilen. Sie möchten erzählen, was sie erlebt haben. Sprachförderung ist dann erfolgreich, wenn es gelingt, die kommunikative Partizipation der Kinder in Situationen im Kindergarten und in der Freizeit zu verbessern. Die Spielvorschläge von SPRINT enthalten zahlreiche Spielideen, die in kindgemässen Kontexten zu sprachlichen Äusserungen ermuntern und das Erproben verschiedener sprachlicher Varianten ermöglichen.

Die Themen der Sprachförderung orientieren sich am Alltag und an der Lebenswelt der Kinder.

Alle Menschen beteiligen sich dann gerne an Gesprächen, wenn das Thema sie interessiert oder persönlich betrifft. Kinder sind motiviert zu sprechen und zeigen Interesse an Sprache, wenn die Themen an ihren Alltag und ihre Lebenswelt anknüpfen. Themen, bei denen sie auf eigene Erfahrungen und ihr Wissen zurückgreifen können, die sich auf den Alltag und die Lerninhalte des Kindergartens beziehen. Erfahrungen, die sie aus ihrem familiären Lebenskontext einbringen können. Die Themen, in die die SPRINT-Spielvorschläge eingebettet sind, sind nah an der Lebenswelt und den Erfahrungen der Kindergartenkinder. Sie knüpfen entweder direkt an den Alltag der mehrsprachigen Kinder an oder stellen eine Verbindung zur Lebenswelt in der Schweiz her. Sie ermöglichen die spielerische Erprobung kommunikativer Muster und Regeln, wie sie für die Kommunikationskultur in der Schweiz typisch sind.

Die Inhalte der Sprachförderung sind systematisch aufgebaut und berücksichtigen die Dimensionen der pragmatisch-kommunikativen Kompetenz.

Durch die Förderung mit SPRINT sollen die Kinder ihre pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen in der Zweitsprache Deutsch erweitern. In der Spielekartei von SPRINT werden zu den drei aufeinander aufbauenden sprachlichen Dimensionen der Pragmatik Spielideen zu den pragmatischen Kompetenzen, die in unterschiedlich komplexen Sprachhandlungssituationen zu verschiedenen alltagsrelevanten Themen realisiert werden, angeboten. Die Lehrperson oder der/die Therapeut:in, der/die die Förderung durchführt, wählt bezogen auf den Entwicklungsstand der Kinder, die an der Förderung teilnehmen, passende Spiele aus.

Die Inhalte und Themen der Sprachförderung werden flexibel eingesetzt und bezogen auf den Entwicklungsstand der Kinder variiert.

Sprachförderung soll variierende sprachliche Interaktionen in verschiedenen Medien, Kontexten und Sprachen ermöglichen. SPRINT stellt eine bezogen auf Lerngegenstand pragmatisch-kommunikative Kompetenz systematisch aufgebaute Spielekartei zur Verfügung. Die Spiele können passend zum Entwicklungsstand der Kinder ausgewählt und sowohl vom Inhalt als auch vom Thema her variiert werden.

Sprachhandlungen eingebunden in Bewegung und Spiel sind zentrale Gestaltungselemente der Sprachförderung.

Die Verknüpfung von Bewegungsanlässen und handlungsorientierten Spielsituationen wird als gewinnbringend für die Sprachförderung angesehen. Bewegungsangebote sind der Ausgangspunkt für Interaktions- und Sprechanlässe. Dem Kind wird Raum gegeben, Sprache in kommunikativen Kontexten zu erwerben und anzuwenden. Das sprachfördernde Potenzial in Bewegungsanlässen entdecken und aufbereiten zu können, entsprechende Angebote und Spielideen für die Kinder in den Alltag zu integrieren und sich selber im täglichen Umgang mit den Kindern sprachförderlich verhalten zu können» (Madeira Firmino, 2014).

Fachpersonen sind Sprachvorbilder, sie gestalten ein anregungsreiches Sprachangebot und reagieren mit passendem Feedback auf die Äusserungen der Kinder.

Sprachförderung ist dann besonders wirksam, wenn sie in bedeutungsvollen Kommunikations- und Interaktionssituationen mit nahen Bezugspersonen stattfindet. Kinder sollten viele Gelegenheiten erhalten, sich zu äussern, d. h. es muss eine Lernumgebung geschaffen werden, die zum Sprechen anregt und Gelegenheit für sprachliche Interaktionen mit den anderen Kindern und der Fachkraft bietet. Wenn Kinder zu ihren Äusserungen Rückmeldungen erhalten und korrekte Sprachvarianten hören, werden sie dazu angeregt, ihr Wissen umzustrukturieren und sich neue Formen, kommunikative Muster und Verhaltensweisen anzueignen. Die Fachkraft ist zum einen Sprachvorbild für die Umgebungssprache, zum anderen regt sie durch offene Frage und gestaltete Sprachanlässe zum Sprechen an und gibt modellierende Rückmeldungen zu den Äusserungen der Kinder (ausführlich hierzu Kapitel 4 Fachpersonen).

Die Sprachförderung nutzt die Mehrsprachigkeit der Kinder.

Mehrsprachigkeit ist eine Ressource, die für die Sprachaneignung der Umgebungssprache genutzt werden sollte. Die sichtbare Wertschätzung der verschiedenen Erstsprachen im Kindergartenalltag und in den Fördersequenzen spielt hierfür eine entscheidende Rolle. SPRINT bietet verschiedene mehrsprachige Rituale, Lieder und Spiele an und eröffnet so einen spannenden und erfreulichen Zugang zu verschiedenen Sprachen. Spielsequenzen knüpfen an die kommunikativen Erfahrungen der Kinder in ihrer Erstsprache an. Die Kinder können die kommunikativen Muster und Regeln ihrer Erstsprachen einbringen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachen und verschiedenen Kontexten reflektieren.

Die Sprachförderung findet in Kleingruppen in enger Anbindung an den Kindergartenalltag oder integrativ statt.

Die SPRINT-Kartei kann sowohl separativ in der Kleingruppe oder integrativ im Kindergarten mit allen Kindern genutzt werden. Sie ist nicht zur Einzelförderung geeignet, da die Spiele und Gespräche mit den anderen Kindern im Mittelpunkt der Interaktion stehen. Wenn SPRINT in der Kleingruppe durchgeführt wird, ist der regelmässige Austausch zwischen der Kindergartenlehrperson und der Fachperson, die die Förderung durchführt, sehr wichtig. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Inhalte der Förderung in den Alltag übertragen werden können.

Literatur

  • Achhammer, B. (2014). Förderung pragmatisch-kommunikativer Fähigkeiten bei Kindern. Evaluation einer gruppentherapeutischen Intervention mit Methoden des Improvisationstheaters. Unveröffentlichte Dissertation. Ludwig-Maximilians-Universität München.
  • Achhammer, B. (2015). Pragmatisch fit mit Therapie PraFIT. Sprachtherapie aktuell: Schwerpunktthema: Aus der Praxis für die Praxis 2: e2015-04; doi: 10.14620/stadbs150904.
  • Isler, D. et al. (2017). Fachkonzept «Frühe Sprachbildung». Zürich: Bildungsdirektion Kanton Zürich.
  • Kannengiesser, S. (2009). Sprachentwicklungsstörungen. München: Urban u. Fischer, S. 281–286.
  • Knapp, W., Kucharz, D., Gasteiger-Klicpera, B., (2010). Sprache fördern im Kindergarten, Beltz: Weinheim und Basel.
  • Madeira Firmino, N. et al. (2014). «Bewegte Sprache» im Kindergarten. Überprüfung der Effektivität einer alltagsorientierten Sprachförderung. Forschung Sprache, E-Journal für Sprachheilpädagogik, Sprachtherapie und Sprachförderung, 2 (1), S. 34–47.
  • Ruberg, T., Rottweiler, M. (2012). Spracherwerb und Sprachförderung in der Kita, Stuttgart: Kohlhammer.
  • Sallat, S. & Spreer, M. (2018). Pragmatisch-kommunikative Fähigkeiten in der Schule fördern. In: T. Jungmann, B. Gierschner, M. Meindl, S. Sallat (Hrsg.). Sprach- und Bildungshorizonte … Wahrnehmen – Beschreiben – Erweitern. Idstein: Schulz Kirchner.

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