SPRINT-Kartei

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Definition Pragmatik

«Pragmatik ist die Fähigkeit im jeweiligen Kontext die relevante Information im angemessenen Sprachcode im Gespräch zu übermitteln. Sie bezeichnet die Beziehung zwischen Sprachnutzern, Sprache und Kontext.» (Achhammer und Kölliker-Funk 2017, S. 104)

Inhalte der Förderung

Gelungene Kommunikation und Interaktion mit Kommunikationspartnern setzt neben der normgerechten Artikulation, dem passenden Wortschatz und korrekten grammatischen Strukturen pragmatisch-kommunikative Kompetenzen voraus. Das Förderkonzept SPRINT will einen Beitrag zum Erwerb der pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen insbesondere Zweitspracherwerb leisten. Die Grundannahmen zum Aufbau der pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen bestimmen den Aufbau des Förderkonzepts. Ausführliche Informationen zu den theoretischen Grundlagen finden sich im Kapitel «Theoretische Grundlagen».

Die Förderung erfolgt auf drei Ebenen:

  • Kommunikationssteuerung und Lenkung
  • Gesprächskompetenz: vom Turn-Taking zum Dialog
  • Gesprächskompetenz: Berichten, Erzählen, Erklären

Eingeführt und spielerisch erprobt werden auf jeder Ebene die pragmatischen Kompetenzen:

  • Turn Taking: Sprecherwechsel
  • Reparaturen: den Gesprächsverlauf unterbrechen und durch Nachfragen um Klarstellung des gerade Gesagten bitten
  • Höflichkeit: z.B. Begrüssen, Verabschieden, Siezen, Duzen…
  • Implikaturen: Unterschied zwischen Sagen und Meinen: bspw. «Nimm einen Regenschirm mit» impliziert, dass es regnen könnte
  • Kohärenz und Kohäsion: Die inhaltliche Passung von Aussagen und die formale, äussere Passung von Aussagen
  • Präsupposition: Gemeinsamer Wissenshintergrund von Sprecher und Hörer. Bestimmte Informationen müssen nicht mehr erwähnt werden

im Rahmen von definierten Sprachhandlungen:

  • Blickkontakt
  • Begrüssen, Verabschieden
  • Bitten, Danken
  • Entschuldigen
  • Annehmen und Ablehnen
  • Fragen, Antworten, Benennen
  • Gespräche beginnen und beenden
  • Gespräche beginnen, weiterführen und beenden
  • Berichten, Erklären
  • Erzählen

Die Förderung findet in unterschiedlichen für Kinder bedeutungsvollen thematischen Kontexten eingebettet in Spiel und Bewegung statt.
Neben den unterschiedlichen Formen verbaler Kommunikation werden auch die paraverbalen (Lautstärke, Betonung, Tempo, Pausen) und nonverbale (Mimik, Gestik) Aspekte der Kommunikation erprobt und eingeübt. Die Spiele berücksichtigen jeweils die intrapersonelle Ebene (Wie kommuniziere ich, was drücke ich mit verbal, nonverbal, paraverbal aus) und die interpersonellen Ebene (Wie verstehe ich die verbale, nonverbale, paraverbale Kommunikation von anderen), die Ebene der Rezeption (Kommunikation wahrnehmen) und Produktion (kommunizieren).

Zur Verdeutlichung ein Beispiel aus den Spieleangeboten:
Die Förderperson erfragt bei den Kindern die Begrüssungsformen und – rituale der Erstsprache. Die Kinder setzen die entsprechenden Worte ihrer Erstsprache bspw. «Buenos dias», sowie die entsprechende Mimik und Gestik ein und variieren gegenüber Erwachsenen und Kindern etc. Sie erfahren durch die Förderperson welche Aspekte im deutschsprachigen Raum und der jeweiligen Region und dem entsprechenden Setting angemessen sind, wenden diese im Rollenspiel an, lernen sie zu erkennen und variieren sie.

Das Thema Begrüssung wird später erneut aufgegriffen und die Kinder erhalten die Möglichkeit zu vertiefen, bzw. die Förderperson kann noch zu entwickelnde Aspekte wie z.B. die relevante Basiskompetenz des Blickkontakts in spielerischer Form einfliessen lassen (sich einen Ball zuwerfen, sich dabei in die Augen schauen und zunicken bevor der Ball geworfen wird…).

Die Förderperson thematisiert und reflektiert gemeinsam mit den Kindern, warum in unserer Kultur neben dem Begrüssungswort Mimik, Gestik und Blickkontakt wichtig sein können.

Die Kinder produzieren selbständig verschiedene Gesten und Mimik und sammeln Erfahrungen damit, was sie damit beim Kommunikationspartner bewirken und auslösen (isolierter Einsatz, nachher auch kombiniert: Mimik, Gestik, Sprache etc.). Dies kann z.B. meinen, dass die Kinder besonders laut oder leise in Kontakt treten, dass sie im Rahmen eines Rollenspiels einen Einkauf tätigen und dabei im Laden gegenüber des/ der Verkäufer:in angemessen kommunizieren etc.

Sind diese Kompetenzen erworben, geht es um die Flexibilisierung der Verwendung. Ziel ist es, dass die Kinder ihre erworbenen Kompetenzen in verschiedenen Kontexten variierend und flexibel einsetzen können. Sie lernen dafür Aspekte wie Kommunikationsorganisation, Sprechakte, Implikaturen, Dialog/ Turn Taking, Reparaturen und Höflichkeit.

Sprachhandlungskompetenzen

Kommunikationssteuerung (6 Kompetenzen)
Blickkontakt (Bli) Begrüssen und Verabschieden (Beg) Bitten und Danken (Bit) Entschuldigen (Ent) Annehmen und Ablehnen (Ann) Fragen und Antworten, Benennen (Fra)
Gesprächskompetenz: vom Turn Taking zum Dialog (2 Kompetenzen)
Gespräche beginnen und beenden (Geb) Gespräche beginnen, weiterführen und beenden (Gew)
Gesprächskompetenz: Berichten, Erklären, Erzählen (2 Kompetenzen)
Berichten, Erklären (Ber) Erzählen (Erz)

Damit Sprachhandlungen verstanden werden können, müssen pragmatische Kompetenzen umgesetzt werden können.

Pragmatische Kompetenzen

Turn Taking (Tur) Sprecherwechsel
Reparaturen (Rep) den Gesprächsverlauf unterbrechen und durch Nachfragen um Klarstellung des gerade Gesagten bitten
Höflichkeit (Höf) z.B. Begrüssen, Verabschieden, Siezen, Duzen…
Implikaturen (Imp) Unterschied zwischen Sagen und Meinen: bspw. «Nimm einen Regenschirm mit» impliziert, dass es regnen könnte
Kohärenz & Kohäsion (Koh) Die inhaltliche Passung von Aussagen. Die formale, äussere Passung von Aussagen
Präsupposition (Prä) Gemeinsamer Wissenshintergrund von Sprecher und Hörer. Bestimmte Informationen müssen nicht mehr erwähnt werden

Überblick – SPRINT kurz und bündig

Förderkonzept SPRINT
Ziel Primär: Förderung der bildungssprachlichen Kompetenzen in der Zweitsprache Deutsch
Sekundär: Steigerung der Kommunikativen Partizipation in Schule und Freizeit
Zielgruppe Mehrsprachige Kinder mit Deutsch als Zweitsprache im Alter von 4-7
Förderperson Alle Lehrpersonen, Therapeut:innen (Psychomotoriktherapie/ Logopädie)
Konzept der Zweitsprachförderung FoM
Sprache als Kommunikationsmittel in bedeutungsvollen Bewegungs-, Spiel und Handlungssituationen
Verbindung zu den kommunikativen Anforderungen des Regelunterrichts
Vermittlungsstrategie Vorwiegend implizit, gelegentlich ergänzt durch explizite Rückmeldungen, Reflexionen und Modellierungen
Aufgabentypen Spielsituationen mit zunehmender Komplexität pragmatischer Anforderungen
Rückmeldungen Modellierungen, Re-direct, Korrekturen
Setting Grundsätzlich separativ und integrativ
Gruppengrösse in der Studie 4-25 Kinder

SPRINT

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