Fördermassnahmen

Sozialtraining in der Schule

von Franz Petermann, Gert Jugert, Uwe Tänzer und Dorothe Verbeek (2024)

Einsatzbereich

  • 3. bis 6. Klasse
  • Gruppentraining
  • Universelle und selektive Prävention

Qualitätskriterien

Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Evaluation
Bewertung Gefüllter Kreis Gefüllter Kreis Halb gefüllter Kreis
Erläuterung Verständliche Hinweise zur praktischen Umsetzung des Programms. Theoretische Begründung und nachvollziehbare Ableitung der Vorgehensweise. Uneindeutige Belege vorhanden.

Inhalt

Das „Sozialtraining in der Schule” ist ein Trainingsprogramm für Schulkinder der Klassenstufen 3 bis 6, im Alter von 8 bis 12 Jahren. Ziel ist der Aufbau und die Einübung sozialer Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kompetenzen im Kontext der Schulklasse unter weitmöglichster Berücksichtigung der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Problemlagen der Kinder. Das Sozialtraining beinhaltet Methoden zur Verhinderung von Gewalt, Angst, Drogenkonsum, sozialem Rückzug und hyperaktivem Verhalten.

Das Training umfasst insgesamt 24 Sitzungen, die grundsätzlich wöchentlich à 90 Minuten durchgeführt werden und die sich verschiedenen Themenbereichen zuordnen lassen:

  • Einführung: Ist doch alles nur Spass – oder? (Sitzung 1)
  • Körperspannung: Was mir mein Körper sagt (Sitzung 2)
  • Soziale Wahrnehmung: Wie ich die anderen sehe (Sitzung 3)
  • Selbstwahrnehmung: Wie ich mich selber sehe (Sitzung 4)
  • Wahrnehmung und Bewertung: Was ist da los? (Sitzung 5)
  • Gefühle: Freude (Sitzung 6), Ich habe Angst (Sitzung 7), Ich bändige meine Wut (Sitzung 8), Wenn ich mal traurig bin (Sitzung 9)
  • Hemmungspotenziale: Zwei Seiten einer Medaille (Sitzung 10)
  • Denkgewohnheiten: Rosarote Brille (Sitzung 11)
  • Handlungsalternativen: Neue Lösungen finden (Sitzung 12)
  • Handlungsflexibilität: Pilot und Lotse (Sitzung 13)
  • Kommunikation und Kooperation: Miteinander reden (Sitzung 14), Miteinander reden lernen (Sitzung 15), Gut zusammen arbeiten (Sitzung 16), Vom Streiten zur Zusammenarbeit (Sitzung 17), Meine Gefühle – deine Gefühle (Sitzung 18)
  • Brainstorming: Stärken von Jungen (Sitzung 19), Stärken von Mädchen (Sitzung 20)
  • Ähnlichkeiten und Unterschiede: Jungen und Mädchen (Sitzung 21), Mädchen und Jungen (Sitzung 22)
  • Unterschiedliche Kulturen: Kunterbunte Mischung – die Stärken unterschiedlicher Kulturen (Sitzung 23), über Möglichkeiten und Einschränkungen in einer anderen Kultur (Sitzung 24)

 

Zu den Methoden des Trainings gehören Trainingsrituale, Verhaltensregeln, Selbstbeobachtungsbogen, Verstärkerplan, strukturiertes Rollenspiel, Feedback und Massnahmen zur Unterstützung des Alltagstransfers.

 

Durchführbarkeit

Das Manual beinhaltet Ausführungen zu den Grundprinzipien des Trainings wie Vertrauen und Motivation, Klassenmanagementstrategien sowie lerntheoretische Grundprinzipien. Darüber hinaus werden die verschiedenen Methoden und Bausteine des Trainings besprochen. Im zweiten Teil werden die einzelnen Trainingssitzungen detailliert beschrieben. Sie sind klar strukturiert und berücksichtigen unterschiedliche Lernvoraussetzungen. Zudem sind die Arbeitsblätter als Kopiervorlage direkt verfügbar. Die Kopiervorlagen sind mit altersangemessenen Cartoons illustriert.

Theoretische Fundierung

In Bezug auf die theoretischen Grundlagen orientiert sich das Trainingsprogramm vor allem an der sozial-kognitiven Lerntheorie (Bandura, 1976, 1979) sowie am Modell der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung (Crick & Dodge, 1994).

Bei der Weiterentwicklung des Programms orientierten sich die Autoren an aktuellen Forschungsbefunden zur Entwicklungspsychologie und zur Wirksamkeit von Verhaltenstrainings. Zentrale Punkte des Sozialtrainings sind ein multimodales Vorgehen, die gleichbleibende Struktur, der Transfer in den Alltag und Ressourcenorientierung als allgemeines Grundprinzip.

Evaluation

Im letzten Kapitel des Manuals wird die Evaluation beschrieben. Im Rahmen der Evaluation des Sozialtrainings mit Prä-Post-Vergleich wurden sowohl die Eltern und Lehrpersonen als auch die Schüler:innen selbst (n = 100) befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Training von den Schüler:innen gut angenommen wurde und zu einer Verminderung von Prüfungsangst und manifesten Ängsten führte. Ausserdem belegen die Beurteilungen der Eltern und Lehrpersonen, dass es in einigen Bereichen nach Trainingsende zu Verhaltensverbesserungen kam, gemessen mit dem Strenght and Difficulties Questionannair (SDQ). Nach Einschätzung der Eltern wurden vor allem emotionale Probleme und hyperaktives Verhalten reduziert, während die Lehrpersonen vor allem Verbesserungen im Umgang mit Gleichaltrigen sowie im prosozialen Verhalten beobachteten. Zudem verminderte sich nach Urteil der Eltern und Lehrpersonen der Gesamtproblemwert der Schüler:innen. Kritisch anzumerken ist, dass in dieser Studie keine Kontrollgruppe einbezogen und keine Follow-up-Untersuchung durchgeführt wurde.

Eine weitere Untersuchung von Geis (2003) verdeutlich die besondere Wirksamkeit des Sozialtrainings für Schüler:innen mit einer leicht erhöhten Bereitschaft zu aggressivem Verhalten (n = 50) und eine Wirksamkeit, wenn die Trainingsmassnahme bereits in der 5. Klasse beginnt.

Bei einer Evaluationsstudie von Riffert (2000) mit 22 Kindern in der Interventionsgruppe zeigten die Kinder beim Posttest im Gegensatz zur Kontrollgruppe (n = 21) eine signifikante Abnahme von aggressivem Verhalten und Angstsymptomen sowie Schulunlust. In Bezug auf Selbstwirksamkeit und Prüfungsangst konnten keine signifikanten Effekte festgestellt werden.

Literatur

  • Bandura, A. (1976). Lernen am Modell. Klett.
  • Bandura, A. (1979). Sozial-kognitive Lerntheorie. Klett-Cotta.
  • Crick, N. & Dodge. (1994). A Review and Reformulation of Social Information – Processing Mechanisms in Children`s Social Adjustment. Psychological Bulletin, 115(1), S. 74-101. https://doi.org/10.1037/0033-2909.115.1.74
  • Geis, A. (2003). Sozialtraining an der Hauptschule Burgau. Studie zur Erfassung der Trainingseffekte. Unsere Jugend, (55)7-8, 339-346.
  • Petermann, F., Jugert, G., Tänzer, U. & Verbeek, D. (2024). Sozialtraining in der Schule (4. Aufl.). Beltz.
  • Riffert, F. (2000). Sozialtraining in der Schule – Evaluation eines verhaltenstherapeutisch orientierten Präventionsprogramms. Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin, 21(1), 51-64.

 

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Letzte Änderung: 05/2024

 

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