Fördermassnahmen
Reise durch den Zoo
von Leonie Haberthür, Alicia Heuberger und Désirée Mena (2015)
Einsatzbereich
- Kindergarten
- Gruppentraining
- Universelle Prävention
Qualitätskriterien
Durchführbarkeit | Theoretische Fundierung | Evaluation | |
---|---|---|---|
Bewertung | Gefüllter Kreis | Gefüllter Kreis | Halb gefüllter Kreis |
Erläuterung | Verständliche Hinweise zur praktischen Umsetzung des Programms. | Theoretische Begründung und nachvollziehbare Ableitung der Vorgehensweise. | Studien von weiteren Forscher:innen, mit grösseren Stichproben und einer Follow-up-Messung wären wünschenswert. |
Inhalt
Das Programm läuft über einen Zeitraum von 8 Wochen. In dieser Zeit findet wöchentlich eine Unterrichtsstunde von 40 bis 60 Minuten statt. Ergänzend dazu werden jede Woche etwa drei neue Werkstattaufgaben eingeführt, die im regulären Kindergarten- oder Schulalltag bearbeitet werden.
Das Thema Zoo verbindet die einzelnen Bausteine des Programms, wobei jede Woche ein neues Zootier und ein spezifischer Förderschwerpunkt im Mittelpunkt stehen.
- Schlange: Taktile Wahrnehmung (Kritzeln und Schmieren)
- Tiger: Stift- und Sitzhaltung (Strich)
- Giraffe: Visuelle Wahrnehmung (Zielpunktieren)
- Affe: Räumliche Wahrnehmung (Bogen und Halbkreise)
- Löwe: Feinmotorische Geschicklichkeit (Kreis)
- Elefant: Kraft- und Tonusdosierung, Fingerbeweglichkeit (Punkt)
- Krokodil: Rhythmisierungsfähigkeit (Kombi-Muster)
- Pinguin: Wiederholung der Schwerpunkte (Wiederholung der Grundelemente)
Zu Beginn jeder Unterrichtsstunde dienen Zooreime als Einstieg. In diesen Reimen kommen alle Tiere vor, die im Verlaufe des Programms besucht werden, begleitet von passenden Bewegungen. Die Bewegungen sind gedacht, um Wachheit, das Körperbewusstsein sowie die Lockerung des ganzen Körpers zu fördern, mit besonderem Fokus auf Arme, Hände und Finger. Gleichzeitig Zudem wird durch Reime die Rhythmisierungsfähigkeit angeregt.
In der Werkstatt können die Kinder anhand eines Übersichtsplans eigenständig verfolgen, welche Aufgaben sie noch zu erledigen haben.
Durchführbarkeit
Das Manual ist in einen Theorie- und einen Praxisteil unterteilt. Der Praxisteil enthält allgemeine Hinweise, beispielsweise wie der Einstieg in das Thema Zoo gestaltet werden kann. Ausserdem wird die optimale Stift- und Sitzhaltung thematisiert und durch Fotos veranschaulicht.
Im Weiteren werden die einzelnen Unterrichtsstunden detailliert beschrieben. Jede beginnt mit einer Illustration des jeweiligen Tieres, gefolgt von Angaben zu den Förderschwerpunkten, der Durchführung und den benötigten Materialien. Zudem gibt es Zooreime mit Bewegungsanleitung, einen Werktstattplan und dazugehörige Arbeitsblätter. Checklisten für jede Stunde geben einen Überblick über die im Voraus bereitzustellenden Materialien, die durch Fotos veranschaulicht werden. Diese visuelle Unterstützung macht die Materialvorbereitung benutzerfreundlich, die jedoch einen gewissen Aufwand im Vorfeld erfordert.
Eine Rezension liegt von Zakowski (2018, S. 51) vor, in welcher das Fazit gezogen wird: «Der Ablauf der Lektionen bleibt jeweils gleich, die klare Struktur bietet den Kindern Sicherheit. Das vorliegende Buch ist sehr gut zur Umsetzung in der pädiatrischen Ergotherapie geeignet. Auch erfahrenen Therapeuten bietet es reichlich Inspiration.»
Theoretische Fundierung
Da das Programm auf die Prävention im Bereich der Grafomotorik ausgerichtet ist, wird diese im Manual näher behandelt. Die Autorinnen beziehen sich unter anderem auf Rudolf (1986), der bereits die Bedeutung innerpsychischer Aspekte im Schreibprozess hervorhob und die Rolle von Wahrnehmung, Kognition, Motorik und Feinmotorik als Grundlagen des Schreibens betonte. In Anlehnung an Schilling (2004a) und Wendler (2007) vertreten die Autorinnen eine ganzheitliche Sicht auf den Schreiblernprozess, der sensorische, motorische und kommunikative Erfahrungen voraussetzt. Dabei greifen sie Wendler (2007) auf und beleuchten die Bedeutung der Wahrnehmung (propriozeptiv, vestibulär, taktil, visuell, auditiv), der Motorik sowie die Entwicklung der Körpererfahrung, der räumlichen Orientierung und der Lateralität. Im Anschluss an die Beschreibung dieser Entwicklungsbereiche werden die grafomotorische Entwicklung sowie grafomotorische Schwierigkeiten aus Sicht der Psychomotorik thematisiert.
Das Programm verbindet die beiden Ansätze von psychomotorisch orientierten und grafomotorischen Präventionsprojekten. Der erste Ansatz fokussiert auf grafomotorische Übungsprogramme, die durch feinmotorische Schreibübungen die grafomotorischen Fähigkeiten gezielt schulen und fördern. Dabei geht es um das spielerische Erlernen von Bewegungsmustern, die für die Grundelemente der Schrift notwendig sind, sowie das Training des richtigen Umgangs mit dem Stift. Der Schwerpunkt liegt somit auf der Feinmotorik. In diesem Zusammenhang verweisen die Autorinnen auf die Werke «Vom Strich zur Schrift» von Naville und Marbacher (1999) sowie «Spielen Malen Schreiben» von Schilling (2004a, 2004b).
Der zweite Ansatz setzt auf eine ganzheitliche Förderung, in der davon ausgegangen wird, dass grafomotorische Erfahrungen, Bewegungsabläufe und Wahrnehmungsaktivitäten Einfluss auf grafomotorischen Kompetenzen haben. Dieser Ansatz wird unter anderem von Vetter et al. (2010) im Rahmen des G-FIPPS-Programms vertreten.
Evaluation
Im Anhang des Manuals finden sich Informationen zur Wirksamkeit des Programms «Reise durch den Zoo». Die Autorinnen untersuchten die Effekte des Programms anhand von drei Fördergruppen (n = 25) und drei Kontrollgruppen (n = 26) in Kindergärten. Vor der Durchführung des Programms wurde ein Test zum grafomotorischen Entwicklungsstand durchgeführt. Danach erfolgte eine achtwöchige Förderung, während die Kontrollgruppen keine spezifische grafomotorische Förderung erhielten. Nach Abschluss des Programms wurden alle Kindergartenkinder erneut mit dem Testverfahren untersucht. Die Fördergruppe zeigte einen höheren Anstieg an den Testwerten.
Weitere Studien von weiteren Forscher:innen und mit grösseren Stichproben und einer Follow-up-Messung wären wünschenswert, um die Wirksamkeit weiter zu prüfen und zu bestätigen.
Literatur
- Haberthür, L., Heuberger, A. & Mena, D. (2015). Reise durch den Zoo. Ein grafomotorisches Förderkonzept für die Prävention im Kindergarten. verlag modernes lernen.
- Naville, S. & Marbacher, P. (1999). Vom Strich zur Schrift (6. Auflage). verlag modernes lernen.
- Rudolf, H. (1986). Graphomotorische Testbatterie. Beltz.
- Schilling, F. (2004a). Spielen – Malen – Schreiben. Vorlagen Teil 1 (12. aktualisierte Auflage). verlag modernes lernen.
- Schilling, F. (2004b). Spielen – Malen – Schreiben. Vorlagen Teil 2 (1. Auflage). verlag modernes lernen.
- Vetter, M., Amft, S., Sammann, K. & Kran, I. (2019). G-FIPPS: Grafomotorische Förderung. Ein Praxisbuch. BORGMANN MEDIA.
- Wendler, M. (2007). Schriftspracherwerb über Bewegung? Diagnostik und Förderung der Graphomotorik. Praxis der Psychomotorik, 32, 255–262.
- Zakowski, M. (2018). Pädiatrie – Grafmotorisches Förderkonzept. ergopraxis, 11, 51–51. https://doi.org/10.1055/a-0638-0451
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Letzte Änderung: 10/2024
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