Fördermassnahmen

Nele und Noa im Regenwald – Berner Material zur Förderung exekutiver Funktionen

von Claudia M. Roebers, Marianne Röthlisberger, Regula Neuenschwander und Patrizia Cimeli (2023) 

Einsatzbereich

  • Kinder von 4 ½  bis 7 Jahren
  • Einzel- und Gruppentraining
  • Universelle, selektive und indizierte Prävention

Qualitätskriterien

Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Evaluation
Bewertung Gefüllter Kreis Gefüllter Kreis Halb gefüllter Kreis
Erläuterung Verständliche Hinweise zur praktischen Umsetzung des Programms. Theoretische Begründung und nachvollziehbare Ableitung der Vorgehensweise. Belege für nahe, jedoch nicht für ferne Transfereffekte.

Inhalt

Das Berner Fördermaterial richtet sich an Vorschul-, Kindergarten- und junge Grundschulkinder. In diesem Alter wird von einem starken Leistungsanstieg in den exekutiven Funktionen (d.h. Reaktionshemmung, Arbeitsgedächtnis und flexible Aufmerksamkeitssteuerung) ausgegangen, was einen Grund darstellt, die Förderung in diesem Altersbereich anzusetzen.

Ziel ist es, die exekutiven Funktionen bei Vorschul-. Kindergarten- und jungen Grundschulkindern zu fördern.

Das Berner Fördermaterial kann als 6-wöchiges Förderprogramm mit täglichen Einheiten durchgeführt werden. Das Fördermaterial integriert jeweils ein Kreisspiel, ein Kleingruppenspiel und eine Individualförderung. Die Spiele können aber auch einzeln gespielt werden. Für alle Spiele gibt es mindestens drei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade.

Durchführbarkeit

Das Manual bietet detaillierte Anleitungen für die verschiedenen Spiele. Das Fördermaterial besteht aus bunt illustrierten Spielkarten sowie Arbeits- und Lösungsblättern für die Individualförderung. Die Spiele und Aufgaben sind in eine Rahmengeschichte von Nele und Noa im Regenwald eingebettet. Das Fördermaterial erscheint kinderfreundlich und altersangepasst und gut in den Kindergartenalltag integrierbar.

Theoretische Fundierung

Dem Berner Fördermaterial liegt ein bekanntes theoretisches Modell der exekutiven Funktionen zugrunde, das die drei Komponenten Reaktionshemmung/Inhibition, Arbeitsgedächtnis und flexible Aufmerksamkeitssteuerung unterscheidet. Die verschiedenen Spiele werden sorgfältig eingeführt und weisen einen steigenden Schwierigkeitsgrad auf. Die Übernahme der Spielleitung bietet den Kindern zudem die Möglichkeit, Überwachungsprozesse zu entwickeln sowie sich in der Fehlerentdeckung und der Fehlerkorrektur zu üben. Bei der Individualförderung kontrollieren die Kinder ihre Aufgabenbewältigung eigenständig und können dadurch höhergeordnete Kontroll- und Steuerungsprozesse anwenden.

Evaluation

Die Wirksamkeit des Berner Fördermaterial wurde in einer Warte-Kontrollgruppen-Studie überprüft (Röthlisberger et al., 2012). Vor und nach der sechswöchigen Förderphase wurden computergestützte Aufgaben zur Messung der drei Komponenten der exekutiven Funktionen vorgelegt. Die Kinder der Fördergruppe zeigten im Vergleich zu den Kindern in der Warte-Kontrollgruppe durchgehend höhere Leistungen in genau diesen Funktionen. Es ist anzumerken, dass es sich hierbei um die Wirksamkeitsprüfung für sogenannte «nahe Transfereffekte» handelt.

Sogenannte «ferne Transfereffekte» beziehen sich auf Verbesserungen in anderen Aspekten des Lernens und Verhaltens, die funktional verwandt, aber unterschiedlich von den trainierten exekutiven Funktionen sind, wie zum Beispiel Lesen, Rechnen, schlussfolgernden Denken oder Verhaltensauffälligkeiten. «Ferne Transfereffekte» werden für kognitive Trainingsprogramme als zentral erachtet. Metaanalytische Ergebnisse weisen jedoch darauf hin, dass kognitive Trainingsprogramme – wie das Berner Fördermaterial – zwar die trainierten Fähigkeiten verbessern («nahe Transfereffekte»), jedoch zu keinen bedeutsamen Verbesserungen in untrainierten Fähigkeiten («ferne Transfereffekte») beiträgt. Dies führt zu Zweifel am generellen Nutzen dieser Programme (siehe Hagmann-von Arx & Möhring, 2023).

Dies weist darauf hin, dass das Berner Fördermaterial zwar gewisse nahen Transfereffekte zeigt, aber die umfassendere Wirksamkeit in Bezug auf ferne Transfereffekte in Frage gestellt ist.

Literatur

  • Hagmann-von Arx, P. & Möhring, W. (2023). Exekutive Funktionen bei Kindern: Kognitive Trainingsprogramme unter der Lupe. Lernen und Lernstörungen, 13, 23-28. https://doi.org/10.1024/2235-0977/a000426
  • Roebers, C. M., M. Röthlisberger, R. Neuenschwander & P. Cimeli (2023). Nele und Noa im Regenwald. Berner Material zur Förderung exekutiver Funktionen – Manual. Reinhardt.
  • Röthlisberger, M., Neuenschwander, R., Cimeli, P., Michel, E. & Roebers, C.M. (2012). Improving executive functions in 5- and 6-year-olds: Evaluation of a small group intervention in prekindergarten and kindergarten children. Infant and Child Development, 21, 411–421. https://doi.org/10.1002/icd.752

 

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Letzte Änderung: 06/2024

 

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