Aufgrund von Wartungsarbeiten ist digital.hfh.ch am Montag, 3. Februar 2025, von 07:00 Uhr bis voraussichtlich 09:00 Uhr temporär nicht verfügbar. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Fördermassnahmen

Ich schaffs! Spielerisch und praktisch Lösungen mit Kindern finden – Das 15-Schritte-Programm für Eltern, Erzieher und Therapeuten

von Ben Furman (2021)

Einsatzbereich

  • Kinder von 3 bis 14 Jahren
  • Einzeltraining
  • Universelle, selektive und indizierte Prävention

Qualitätskriterien

Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Evaluation
Bewertung Gefüllter Kreis Gefüllter Kreis Gefüllter Kreis
Erläuterung Verständliche Hinweise zur praktischen Umsetzung des Programms. Theoretische Begründung und nachvollziehbare Ableitung der Vorgehensweise. Überzeugende Belege zur  Wirksamkeit.

Inhalt

Das Motivationsprogramm „Ich schaffs!“  basiert auf einem lösungsorientierten Ansatz und ist eine Methode, mit der Kinder Probleme positiv und konstruktiv überwinden können, indem sie neue Fähigkeiten erlernen. Probleme werden dabei definiert als Fähigkeiten, die die Kinder noch nicht erlernt haben.

Bei „Ich schaffs!“ handelt sich um ein gut nachvollziehbares Programm von 15 aufeinanderfolgenden Schritten, um ein individuell definiertes Ziel zu erreichen. Die 15 Schritte können als eine Abfolge von Schritten betrachtet werden, die von Anfang bis Ende durchgeführt werden, oder sie können als Sammlung unabhängiger Ideen betrachtet werden, die in passenden Situationen auf kreative Weise umgesetzt werden können. Die 15 Schritte umfassen folgende Inhalte:

  1. Probleme in Fähigkeiten verwandeln: Herausfinden, welche Fähigkeit ein Kind erlernen muss, damit es das Problem überwinden kann.
  2. Sich auf eine zu erlernende Fähigkeit einigen: Sich mit dem Kind einigen, welche Fähigkeit es zuerst erlernen möchte.
  3. Den Nutzen der Fähigkeit herausfinden: Erkennen, welche Vorteile es hat, diese Fähigkeit zu erlernen.
  4. Der Fähigkeit einen Namen geben: Das Kind auffordern, der Fähigkeit einen Namen zu geben.
  5. Eine Kraftfigur aussuchen: Das Kind ein Tier oder andere Figur auswählen lassen, die ihm hilft, die Fähigkeit zu erlernen.
  6. Helfer:innen einladen: Das Kind dazu veranlassen, Menschen dazu einzuladen, seine Helfer:innen zu werden.
  7. Vertrauen aufbauen: Mit dem Kind Selbstvertrauen und Zuversicht aufbauen, dass es die Fähigkeit erlernen wird.
  8. Die Feier planen: Mit dem Kind frühzeitig planen, wie gefeiert wird, wenn es die Fähigkeit erlernt hat.
  9. Die Fähigkeit beschreiben: Das Kind bitten, zu beschreiben und zu zeigen, wie es sich verhalten wird, wenn es die Fähigkeit erlernt hat.
  10. Öffentlich machen: Die Menschen im Umfeld informieren, welche Fähigkeit das Kind gerade erlernt.
  11. Die Fähigkeit üben: Sich mit dem Kind einigen, wie es die Fähigkeit üben wird.
  12. Erinnerungshilfen erfinden: Das Kind bitten, zu sagen, wie andere reagieren sollen, wenn es einmal seine Fähigkeit vergisst.
  13. Den Erfolg feiern: Wenn das Kind die Fähigkeit erlernt hat, den Erfolg feiern und sich bei den Helfer:innen bedanken.
  14. Die Fähigkeit an andere weitergeben: Das Kind ermutigen, die neue Fähigkeit einem anderen Kind beizubringen.
  15. Zur nächsten Fähigkeit übergehen: Sich mit dem Kind einigen, welche Fähigkeit es als nächstes erlernen möchte.

Des Weiteren gibt es das Buch «Ich schaffs!» in Aktion (Furman, 2021), das durch eine Vielzahl von Fallbeispielen veranschaulicht, wie die Methode erfolgreich mit Kindern, Gruppen, Schulklassen und auf der Ebene einer ganzen Schule angewandt wurde. Zudem wurde das Programm für das Jugendalter angepasst (Ich schaffs!- Cool ans Ziel; Bauer & Hegemann, 2021) und speziell für den Schulalltag aufbereitet (Ich schaffs! in der Schule; Hegemann & Dissertori Psenner, 2023).

Durchführbarkeit

Die 15 Schritte des Programms werden im Buch anschaulich erläutert, und durch ansprechende Cartoons visuell unterstützt. Zusätzlich zum Buch, das sich an Eltern, Erzieher:innen und Therapeut:innen richtet, gibt es verschiedene Arbeitsmaterialien. Dazu gehören ein Trainingsbuch und ein Arbeitsbuch speziell für Kinder, ein Poster, das die 15 Schritte visualisiert, sowie ein praktisches Arbeitsposter.

Das Programm ist in verschiedenen Umgebungen wie zu Hause, in Kindergärten, Schulen, Familienberatungsstellen und Heimen einsetzbar.

Theoretische Fundierung

Das Motivationsprogramm „Ich schaffs!“ stammt aus Finnland und wurde von Ben Furmann entwickelt. Er gibt an, bei der Entwicklung seines Programms massgeblich durch den Begründer der Hypnotherapie Milton H. Erickson, den Entwickler:innen der lösungsorientierten Therapie Insoo Kim Berg und Steve DeShazer, den Familientherapeuten Jay Haley sowie den Wegbereitern des narrativen Ansatzes Michael White und David Epston, inspiriert worden zu sein. Das seinem Programm zugrunde liegende Menschenbild, der Fokus auf Lösungsorientierung und die Betonung kleiner, aber bedeutsamer Fortschritte sind auf diese Personen zurückzuführen.

Evaluation

Das Programm «Ich schaffs!» ist in der Praxis weit verbreitet. Ben Furmann bittet Nutzer:innen des Programms ausdrücklich, ihm Fallberichte oder Forschungsergebnisse zukommen zu lassen. Mehrere «Erfolgsgeschichten» wurden im Buch «Ich schaffs!» In Aktion veröffentlicht.

Weiter veröffentlichten Furmann und Kolleginnen (Niu, Niemi & Furman, 2022) weitere Fallstudien, die mittels Inhaltsanalyse untersucht wurden. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie das Ich schaffs!-Programm die Kinder darin unterstützt, sozial-emotionale und Selbstmanagement-Fähigkeiten zu entwickeln, die ihnen bei der Bewältigung ihrer Probleme hilfreich sind. Darüber hinaus unterstützt das Programm die Kinder dabei, ihre eigenen Stärken und Ressourcen zu entdecken.

Im Rahmen des Forschungsprojekts «Vom Meckern zum Wünschen» (Bentner, 2013) wurden in einer Onlinebefragung (Stephan, 2013) 20 Nutzer:innen des Programms befragt. Dabei handelte es sich um eine retrospektive Post-test-only Untersuchung ohne Kontrollgruppe. Die Nutzer:innen bewerteten das Programm überwiegend positiv, insbesondere im Hinblick auf die erfolgreiche Aneignung neuer Fähigkeiten und die allgemeine positive Resonanz. Nahezu alle Befragten hatten Freude bei der Durchführung. In einer Telefonbefragung (Becker, 2013) wurden 10 Expert:innen mittels qualitativer Interviews befragt. Dabei wurde das positive Umdeuten von Problemen in zu erlernende Fähigkeiten als besonders wirkungsvolle Bedingung hervorgehoben. Als weitere wichtige Faktoren wurde das Helfersystem, die Selbstbestimmung des Kindes sowie die Variation und individuelle Anpassung der Schritte an die Bedürfnisse des Kindes genannt. Die Ergebnisse dieser Studien sind insgesamt sehr positiv. Perband et al. (2016) weisen jedoch darauf hin, dass diese Ergebnisse methodisch noch unzureichend sind, da die Studien unter keinen kontrollierten Bedingungen stattgefunden haben, keine Kontrollgruppen eingesetzt wurden und nur Befürworter:innen des Ansatzes befragt wurden, was die Ergebnisse verzerren kann.

Eine Studie von Hautakangas et al. (2021) untersuchte 28 Kinder im Alter von 4 bis 7 Jahren mit geringen Selbstregulationsfähigkeiten, die an einem Ich schaffs!-Interventionsprogramm teilnahmen. Es zeigte sich, dass diese Kinder im Vergleich zu einer Kontrollgruppe von 15 Kindern bedeutsame Verbesserungen in ihrer Selbstregulation zeigten. Ähnliche Ergebnisse wurden in einer Studie von Philipp et al. (2022) berichtet. Diese zeigte, dass Schüler:innen, die eine Ich schaffs!-Beratung im Kontext der Schulsozialarbeit erhielten, bedeutsame Verbesserungen im Empathie-, Selbstwirksamkeits- und Selbstwertempfinden erreichten. Die Wirksamkeit des Programms wird zudem durch die Studie von Niu und Niemi (2020) bestätigt. Die Autorinnen untersuchten die Auswirkungen einer klassenweiten Anwendung von Ich schaffs!. Es zeigte sich, dass die teilnehmenden Kinder signifikante Fortschritte in ihren sozial-emotionalen und Selbstmanagementfähigkeiten erlangten.

Weitere Belege für die Wirksamkeit sind die grosse Popularität des Programms in der Praxis und auf dem Buchmarkt und darüber hinaus die nachgewiesene Wirksamkeit der systemischen Therapie (Perband, 2016).

Literatur

  • Bauer, C. & Hegemann, T. (2021). Ich schaffs! – Cool ans Ziel. Das lösungsorientierte Programm für die Arbeit mit Jugendlichen (7. Aufl.). Carl-Auer.
  • Becker, A. (2013). Was Anwender/innen an „Ich schaffs!“ schätzen – Ergebnisse einer Expert/ innen-Befragung. In A. Bentner (Hrsg.), Vom Meckern zum Wünschen. Studie zur Wirksamkeit des lösungsfokussierten Programms „Ich schaffs!“ (S. 49-83). Carl-Auer.
  • Bentner, A. (Hrsg.) (2013). Vom Meckern zum Wünschen. Studie zur Wirksamkeit des lösungsfokussierten Programms „Ich schaffs!“. Carl-Auer.
  • Furman, B. (2021). «Ich schaffs!” in Aktion. Das Motivationsprogramm für Kinder in Fallbeispielen (4. Aufl.). Carl-Auer.
  • Furman, B. (2017). Ich schaffs! Spielerisch und praktisch Lösungen mit Kindern finden – Das 15-Schritte-Programm für Eltern, Erzieher und Therapeuten (7. Aufl.). Carl-Auer.
  • Hautakangas, M., Kumpulainen, K. & Uusitalo, L. (2022). Children developing self-regulation skills in a Kids’ Skills intervention programme in Finnish Early Childhood Education and Care. Early Child Development and Care, 192(10), 1626–1642. https://doi.org/10.1080/03004430.2021.1918125
  • Hegemann, T. & Dissertori Psenner, B. (2023). «Ich schaffs!» in der Schule. Das lösungsfokussierte 15-Schritte-Programm für den schulischen Alltag (3. Aufl.). Carl-Auer.
  • Kitta, P., Josupeit, C., Josupeit, J. & Köhler, D. (2022). »ich schaff’s«: Pilot-Evaluation eines systemisch-integrativen Beratungsprogramms in der Schulsozialarbeit. Familiendynamik, 47(1), 32–43. https://doi.org/10.21706/fd-47-1-32
  • Niu, S. J. & Niemi, H. (2020). Teachers Support of Students’ Social-Emotional and Self-Management Skills Using a Solution-Focused Skillful-Class Method. The European Journal of Social & Behavioural Sciences, Issue 1. https://doi.org/10.15405/ejsbs.269
  • Niu, S. J., Niemi, H. & Furman, B. (2022). Supporting K-12 Students to Learn Social-Emotional and Self-Management Skills for Their Sustainable Growth with the Solution-Focused Kids’Skills Method. Sustainability, 14(13), Article 13. https://doi.org/10.3390/su14137947
  • Perband, A., Haupts, N. & Rogner, J. (2016). „Kids’ Skills“ by Ben Furman—Description and Research Review. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 65, 200–215. https://doi.org/10.13109/prkk.2016.65.3.200
  • Stephan, J. (2013). Wie wirkt „Ich schaffs!“? Ergebnisse einer Online-Befragung zur Evaluation des lösungsfokussierten Kompetenzförderungsprogramms für Kinder. In A. Bentner (Hrsg.), Vom Meckern zum Wünschen. Studie zur Wirksamkeit des lösungsfokussierten Programms „Ich schaffs!“ (S. 17-48). Carl-Auer.

 

Haben wir etwas übersehen? Melden Sie sich gerne unter wiwawi@hfh.ch.

 

Letzte Änderung: 04/2024

 

Zur Übersicht über Fördermassnahmen.

 

Lizenz

Wissen, was wirkt! Copyright © Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. Alle Rechte vorbehalten.