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Fördermassnahmen

G-FIPPS: Grafomotorische Förderung: Ein psychomotorisches Praxisbuch

von Martin Vetter, Susanne Amft, Karoline Sammann und Irene Kranz (2010)

 

Einsatzbereich

  • Kindergarten
  • Gruppentraining
  • Universelle Prävention

 

Qualitätskriterien

Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Evaluation
Bewertung Gefüllter Kreis Gefüllter Kreis Halb gefüllter Kreis
Erläuterung Verständliche Hinweise zur praktischen Umsetzung des Programms. Theoretische Begründung und nachvollziehbare Ableitung der Vorgehensweise. Studien von weiteren Forscher:innen und der Prüfung von fernen Transfereffekten wären wünschenswert.

Inhalt

G-FIPPS verfolgt das Ziel, die Entfaltung grafomotorischer Basiskompetenzen anzuregen: Grob- und Feinmotorik, Bewegungsplanungsfähigkeit, visuelle Wahrnehmung, vestibuläre, taktil-kinästhetische und auditive Wahrnehmung, Tonusregulation sowie sozial-kommunikatives Erleben.

Es ist für ganze Gruppen oder Klassen von bis zu 20 Kindern konzipiert. G-FIPPS eignet sich für den Einsatz im Klassenzimmer und lässt sich mit leichten Anpassungen auch im ausserschulischen Bereich anwenden.

Die Förderkonzeption besteht aus 24 Fördereinheiten à etwa 50 Minuten, die über einen Zeitraum von drei Monaten verteilt werden sollen.

Die Förderkonzeption ist in vier Phasen unterteilt, die inhaltlich logisch aufeinander aufbauen und daher in der vorgegebenen Reihenfolge durchzuführen sind:

  • Phase I: Schaffung günstiger Rahmenbedingungen. Rituale implementieren, Interesse und Begeisterung wecken, Affekte aufgreifen und in Bewegung darstellen sowie erste Inhalte zur Überleitung in Phase II.
  • Phase II: Kompetenzorientierte, grafomotorisch relevante Grundlagen. Erleben von Selbstwirksamkeit, Arbeit mit dem eigenen Körper in Relation zur sozialen und dinglichen Umwelt, Differenzierung von Körperschema und Körperbild sowie Erleben von Sachkompetenz.
  • Phase III: Vertiefte, zielgerichtete Wahrnehmungs- und Bewegungsaktivitäten. Weitere Vertiefung der vorhergehenden Phasen. Spielerischer Umgang mit Längen, Grössen, euklidischen Formen sowie vertiefte Umsetzung der Inhalte in zweidimensionale Gestaltungen.
  • Phase IV: Erhöhung von Variabilität und Konsistenz. Weitere Vertiefungen der vorangegangenen Phasen, Umsetzung von zweidimensionalen Ideen der Kinder in den dreidimensionalen Raum und zurück, neue Kombinationen bekannter Bewegungs- und Wahrnehmungsmuster und -aktivitäten sowie Projektabschluss.

Durchführbarkeit

Ein zentrales Element der Förderkonzeption ist die Rahmengeschichte «Elmar & sein Freund», angelehnt an das Buch «Elmar» von David Mc Kee. Diese Geschichte zieht sich als roter Faden durch die gesamte Förderkonzeption. Durch diese erzählerische Einbettung soll die Motivation der Kinder während der gesamten Förderphase aufrechterhalten werden. Die Episoden von Elmar und seinen Freunden führen die Kinder thematisch in jede Stunde ein.

Es wird zwischen Förder- und Werkstattstunden unterschieden. Die Förderstunden beginnen jeweils mit einem Ritual, etwa einem Anfangskreis oder einer Einstiegsaktion. Daran schliessen sich zwei Hauptteile an: Im ersten Teil steht ein bewegungsorientierter Schwerpunkt im Vordergrund; im zweiten Teil erfolgt die Übertragung in die Zweidimensionalität. Der Abschluss der Stunde wird durch ein Spiel oder einen Sitzkreis gestaltet, in dem ein Bezug zum Alltag hergestellt wird. Zum Schluss reflektieren die Kinder die Stunde aus ihrer eigenen Perspektive.

In den Werkstattstunden haben die Kinder die Freiheit, selbst zu entscheiden, mit welcher Station sie beginnen und in welcher Reihenfolge sie arbeiten möchten. Die Kinder spielen und arbeiten individuell oder zu zweit an den verschiedenen Angeboten.

Eine Materialliste bietet einen Überblick über die benötigten Materialien, zu denen sowohl bereitgestellte Arbeitsblätter als auch Alltagsmaterialien aus dem Kindergarten gehören.

Die 24 Fördereinheiten werden ausführlich beschrieben. Es wird jeweils auf die spezifischen Förderaspekte und Entwicklungsaufgaben eingegangen, das benötigte Material wird aufgelistet und Anmerkungen zur Gruppenzusammensetzung sowie Zeitdauer ergänzen die Angaben ab. ZU jeder Einheit gibt es konkrete Anleitungen für den Einstieg, die Hauptphasen und den Abschluss. Das Layout der einzelnen Seiten ist ansprechend gestaltet und wird durch Abbildungen und Fotos aus den Fördereinheiten lebendig ergänzt.

Aufgrund der grossen individuellen Unterschiede in der kindlichen Entwicklung betonen die Autor:innen, dass es sich G-FIPPS nicht um ein starr festgelegtes Programm handelt, sondern um eine flexibel anpassbare Konzeption. Durch die Möglichkeit von Wiederholungen und die verschiedenen Schwierigkeitsgrade der Übungen werden die verschiedenen Stadien und Phasen der kindlichen Entwicklung berücksichtigt.

In einer Rezension von G-FIPPS schreibt van den Brink (2022): «Das Psychomotorische Praxisbuch besitzt eine gute Lesbarkeit bei starkem wissenschaftlichen Background. Durch die umfassend enthaltenen Arbeitsblätter und die zielgruppenorientierte Einbettung in eine Geschichte eignet es sich sehr gut als Ideensammlung und motiviert zur sofortigen Umsetzung psychomotorischer Angebote zur grafomotorischen Förderung.»

Theoretische Fundierung

Im Manual wird zunächst der Begriff der Grafomotorik definiert. Anschliessend folgen Inhalte zu integrativen, inklusiven und präventiven Ansätzen der modernen Pädagogik und Therapie. Darauf aufbauend werden der entwicklungstheoretische Hintergrund sowie zentrale Entwicklungsaufgaben erläutert und es wird auf die kindliche Entwicklung in den Bereichen Motorik, Sprache und Spiel eingegangen. Ebenso wird die Bedeutung von Spiel und Bewegung im Rahmen kindlicher Lernprozesse thematisiert. Vor diesem theoretischen Hintergrund wurde das Konzept von G-FIPPS entwickelt. Es wird nachvollziehbar beschrieben, wie diese theoretischen Grundlagen in die Fördereinheiten eingebunden wurden.

Evaluation

Die G-FIPPS-Konzeption entstand aus einem Forschungsprojekt. Im Projekt «Wirksamkeit grafomotorischer Förderung in integrativ und präventiv ausgerichteter Psychomotorik» (G-FIPPS) wurde untersucht, ob gezielte Angebote in psychomotorischen Gruppen integrativ und präventiv wirkende Effekte erzielen können. Im Rahmen einer quasi-experimentellen Längsschnittstudie mit 188 Kindern, durchgeführt im Experimental- und Kontrollgruppendesign mit drei Messzeitpunkten, wurde untersucht, ob sich Effekte in den Bereichen Grafomotorik und Körperkoordination zeigen. Da es an geeigneten Förderkonzeptionen mangelte, wurden die vorliegenden 24 Fördereinheiten der G-FIPPS-Förderkonzeption entwickelt.

Die Studie fand in Kindergärten statt. Die 188 Kinder wurden einer von drei Gruppen zugeteilt: Experimentalgruppe mit G-FIPPS (n = 68), Kontrollgruppe mit herkömmlichem Schreibtraining (n = 65) und Kontrollgruppe ohne spezifische Förderung (n = 55). In der Experimentalgruppe verbesserten sich die grafomotorischen Leistungen gegenüber den beiden Kontrollgruppen signifikant. Besonders Kinder mit den anfänglich schwächsten Leistungen verzeichneten sowohl in der Grafomotorik als auch in der Körperkoordination die stärksten Fortschritte (Kranz et al., 2011; Vetter et al., 2009).

Weitere, von den Autor:innen unabhängige Studien wären wünschenswert, um die Wirksamkeit von G-FIPPS weiter zu überprüfen – insbesondere auch auf ferne Transferleistungen.

Literatur

  • Kranz, I., Sammann, K., Amft, S., & Vetter, M. (2011). Effekte einer grafomotorisch ausgerichteten psychomotorischen Intervention bei Kindern im Vorschulalter. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 58(2), 139–151.
  • Van den Brink, J. (2022). Rezensionen: G-FIPPS. Abgerufen 1. Mai 2025, von https://www.socialnet.de/rezensionen/29324.php
  • Vetter, M., Amft, S., Sammann, K. & Kranz, I. (2010). G-FIPPS: Grafomotorische Förderung. Ein psychomotorisches Praxisbuch. Borgmann Media.
  • Vetter, M., Kranz, I., Sammann, K. & Amft, S. (2009). G-FIPPS. Zur Wirksamkeit grafomotorischer Förderung in integrativ und präventiv ausgerichteter Psychomotorik. Abschlussbericht. Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich.

Verfügbarkeit an der HfH


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Letzte Änderung: 05/2025

 

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