Fördermassnahmen

ADHS bei Jugendlichen – Das Lerntraining LeJa

von Friedrich Linderkamp, Timo Hennig und Satyam Antonio Schramm (2011)

Einsatzbereich

  • Jugendliche von 12-17 Jahre
  • Einzeltraining
  • Indizierte Prävention

Qualitätskriterien

Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Evaluation
Bewertung Gefüllter Kreis Gefüllter Kreis Gefüllter Kreis
Erläuterung Verständliche Hinweise zur praktischen Umsetzung des Programms. Theoretische Begründung und nachvollziehbare Ableitung der Vorgehensweise. Überzeugende Belege zur  Wirksamkeit.

Inhalt

Das Lerntraining ist speziell für Jugendliche mit einer ADHS-Diagnose konzipiert und wird in Einzelsitzungen im therapeutischen Kontext durchgeführt.

Eine umfassende Diagnostik bildet die Basis für das Training, das sich in vier Abschnitte gliedert und insgesamt 16-20 Sitzungen umfasst:

  1. Beziehungsaufbau und Definition von Problemen und Zielen (Sitzungen 1-4): Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Klärung der Rollen zwischen Trainer:in und Jugendlichen, Psychoedukation zu ADHS und Lernstörungen sowie die Definition von Zielen und Ressourcenaktivierung.
  2. Lerntraining (Sitzungen 5-13): In diesem Teil werden ein idealer Problemlöseprozesses entwickelt und Signalkarten erstellt. Die Jugendlichen erproben den Problemlöseprozess anhand von Beispiel- und Schulaufgaben. Zudem werden schulleistungsspezifische Lerntechniken und Lernstrategien eingeführt.
  3. Lernorganisation (Sitzungen 14, 15): Die Gestaltung einer förderlichen Lernumgebung, die Optimierung der Terminplanung sowie die Vorbereitungen für längerfristige Aufgaben und spezifische Vorbereitungen auf bevorstehende Klassenarbeiten stehen hier im Fokus.
  4. Coaching und Transfer (Sitzungen 16-20): In diesem Abschnitt geht es um die Bearbeitung persönlicher Probleme, die Erstellung eines individuellen Berufseignungsprofils und die Erarbeitung von Anforderungsprofilen ausgewählter Berufsbilder. Es erfolgt eine Abgleichung des Eignungsprofils mit den Berufsprofilen zur Entwicklung einer Berufsperspektive.

Darüber hinaus werden drei Nachsorgetermine empfohlen, um die Nachhaltigkeit des Trainings zu sichern. Neben den Einzelsitzungen mit den Jugendlichen ist eine Familienberatung vorgesehen, die mindestens drei Elternabende und individuelle Elternberatung zu Psychoedukation und Aufbau angemessenen Erziehungsverhaltens umfasst. Zusätzlich wird ein Austausch mit Lehrpersonen für einen Transfer der erworbenen Fähigkeiten auf die schulische Situation empfohlen. Für die Eltern- und Lehrpersonenabende finden sich keine ausgearbeiteten Programme vor.

Durchführbarkeit

Der Behandlungsablauf wird klar strukturiert dargestellt, gefolgt von detaillierten Anweisungen zur Durchführung jeder Therapiesitzung mit Hinweisen aller benötigten Materialien. Dem Handbuch sind zahlreiche Vorlagen für Fragebögen, Informationsschreiben und Arbeitsblätter beigelegt, die zusätzlich online verfügbar sind.

Das Training richtet sich an einen Adressatenkreis, der das Training im Rahmen einer Therapie durchführen möchte. Unseres Erachtens können auch weitere Fachpersonen bei entsprechenden Kenntnissen das Programm durchführen.

Theoretische Fundierung

Der erste Teil des Handbuches bietet eine umfassende Einführung in die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) mit Fokus auf das Jugendalter. Es wird ein biopsychosoziales Bedingungsmodell erörtert und sowohl die Diagnostik und auch multimodale Therapie werden behandelt.

Der zweite Teil des Handbuches dient als Behandlungsmanual. Das Therapiekonzept legt unter Berücksichtigung des Jugendalters besonderen Wert auf die Beziehungsgestaltung und Ressourcenaktivierung. Es integriert kognitiv-verhaltenstherapeutischen Elemente, darunter operante Verfahren, das Erarbeiten und Einüben von Lerntechniken («explicit practice»), Strategieinstruktion, Coaching und Selbstmanagement sowie Psychoedukation.

Evaluation

In einer Einzelfallevaluation dokumentierten Linderkamp et al. (2010) positive und nachhaltige Therapieeffekte in allen erhobenen Bereichen, wie ADHS-Symptomatik und psychische Gesamtbelastung.

In seiner Dissertation untersuchte Schramm (2013) 113 Jugendliche im Pre-Post-Follow-up Multi-Trait-Multi-Method-Design. Die Ergebnisse wurden später in einer Fachzeitschrift veröffentlicht (Schramm et al., 2016). Die Jugendlichen wurden entweder dem LeJa-Training, einer aktiven Kontrollgruppe (progressive Muskelentspannung) oder einer Wartekontrollgruppe zugewiesen. Eltern und Lehrpersonen schätzten ADHS-Symptome, Lern- und Arbeitsverhalten sowie komorbide Schwierigkeiten ein. Die Ergebnisse zeigten, dass die beiden Interventionsgruppen im Vergleich zur Wartekontrollgruppe signifikante Verbesserungen in der ADHS-Symptomatik, internalisierenden Schwierigkeiten sowie im von Lehrpersonen beurteilten Lern- und Arbeitsverhaltens aufwiesen. Zwischen den beiden Interventionsgruppen gab es jedoch keine signifikanten Unterschiede. Die Autoren schlussfolgern, dass das LeJa-Training eine effektive Intervention für Jugendliche mit ADHS darstellt und Ergebnisse liefert, die mit denen der progressiven Muskelentspannung vergleichbar sind.

Literatur

  • Linderkamp, F., Hennig, T. & Schramm, S. (2010). Das Lerntraining für Jugendliche mit Aufmerksamkeitsstörungen (LEJA). Verhaltenstherapie mit Kindern & Jugendlichen, 6, 107–116
  • Schramm, S. A. (2013) Intervention bei ADHS im Jugendalter : Konzeption und empirische Evaluation des Lerntrainings für Jugendliche mit ADHS (LeJA). Dissertation, Universität Oldenburg.
  • Schramm, S. A., Hennig, T. & Linderkamp, F. (2016). Training Problem Solving and Organizational Skills in Adolescents With Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder: A Randomized Controlled Trial. Journal of Cognitive Education and Psychology, 15(3), 391–411. https://doi.org/10.1891/1945-8959.15.3.391

 

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Letzte Änderung: 06/2024

 

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