Fördermassnahmen
Motivation lernen. Das Trainingsprogramm für die Schule
von Michaela Brohm (2012)
Einsatzbereich
- Mittel- und Oberstufe
- Abwechslung von Einzel-, Partner- und Gruppenübungen
- Universelle Prävention
Qualitätskriterien
Durchführbarkeit | Theoretische Fundierung | Evaluation | |
---|---|---|---|
Bewertung | Gefüllter Kreis | Halb gefüllter Kreis | Halb gefüllter Kreis |
Erläuterung | Verständliche Hinweise zur praktischen Umsetzung des Programms. | Theoretische Begründung ohne nachvollziehbare Ableitung der Vorgehensweise. | Uneindeutige Belege vorhanden. |
Inhalt
Das Programm richtet sich an Schüler:innen der Mittel- und Oberstufe und soll dazu beitragen, dass sie sich mit wichtigen motivationsorientierten Themen auseinandersetzen.
Das Handbuch thematisiert sowohl die Seite der Lehrpersonen als auch die Seite der Schüler:innen.
Als Lehrperson geht es darum, ein motivierendes Lern- und Leistungsmodell zu sein, motivierende Reize auszulösen, Interaktionen motivierend zu gestalten und durch Didaktik zu aktivieren.
Auf der Seite der Schüler:innen werden mit Hilfe von 52 Übungen Inhalte wie Selbstwahrnehmung, Selbstwirksamkeit, Selbstwertschätzung, das Begründen von Erfolg und Misserfolg, das Gefühl sozialer Geborgenheit, das Setzen von Zielen und das Steuern von Handlungen thematisiert. Zu Letzterem zählen die Aufmerksamkeitskontrolle, Motivationskontrolle, die Kontrolle von Gefühlen und das Bewältigen von Misserfolgen sowie die Kontrolle über die eigene Umwelt.
Der Inhalt kann im regulären Fachunterricht in Blöcken (z.B. zwei Wochen «Leistungsmotivation» während des Deutschunterrichts) oder kontinuierlich nebenher als Fachunterrichtsteil durchgeführt werden (z.B. wöchentlich jeweils 20min). Zudem können spezifisch auch diejenigen Inhalte ausgewählt werden, die für eine Klasse besonders relevant erscheinen. Die Autorin weist darauf hin, dass in jedem Fall die Reflexion der Übungen wichtig ist.
Für Schüler:innen der Primarstufe liegt eine eigene Ausführung vor (Brohm et al., 2014).
Durchführbarkeit
Das Handbuch umfasst im ersten Teil für die Lehrpersonen Ausführungen zu fachlichen Grundlagen. Diese werden mit Übungen angereichert, welche die Lehrpersonen direkt für sich und ihre Situation umsetzen können.
Im zweiten Teil erfolgt zunächst jeweils eine kurze theoretische Einführung in den Inhalt für die Lehrperson und dann die Erarbeitung des Themas anhand von Übungen für die Schüler:innen, die gemeinsam mit den Schüler:innen zu reflektieren sind.
Das Handbuch stellt zudem Kopiervorlagen bereit und schliesst mit zehn Motivationstipps.
Theoretische Fundierung
Gemäss der Einleitung des Handbuches handelt es sich um ein kognitiv-verhaltensorientiertes pädagogisches Training. Für die Lehrpersonen steht das Vorleben von Werten im Mittelpunkt, während den Schüler:innen durch Probehandeln, Reflexion und Wissensaneignung die Möglichkeit geboten wird, Motivation zu lernen.
Es werden verschiedene theoretische Grundlagen angesprochen. Beispielsweise wird auf der Seite der Lehrpersonen auf die Befunde von Albert Bandura zum Lernen am Modell eingegangen und davon abgeleitet, dass die Lehrpersonen ein möglichst attraktives Modell für das Lernen und die Leistungsmotivation im eigenen Fach sein sollen. Weiter wird Bezug auf die Neurowissenschaften, insbesondere Spiegelneuronen, genommen sowie auf die Introspektion nach Wilhelm Wundt und die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan.
Für die Schüler:innen werden Themen wie Selbstwahrnehmung, Selbstwirksamkeit und Attributionen behandelt, zu denen jeweils mehrere Übungen vorliegen. Es wird jeweils auf bekannte Theorien aus der (Motivations-)Psychologie eingegangen, die jedoch nicht zu einem integrierenden Modell zusammengefügt werden und deren Ableitung der Übungen nicht (immer) explizit erfolgt.
Evaluation
In der Einleitung des Handbuches erläutert die Autorin, dass weite Teile des vorliegenden Motivationstrainings im Rahmen eines Sozialkompetenztrainings «Meisterwerker» erprobt und anhand von rund 3000 Schüler:innen aus verschiedenen Schulformen empirisch untersucht wurde. Sie verweist auf www.meisterwerker.de und auf eine ihrer Publikationen (Brohm, 2009). Die Autorin gibt an, dass die Befunde darauf hindeuten, dass die «Leistungsmotivation der Schüler/innen durch das Training signifikant erhöht und es zur Aufrechterhaltung der Motivation sinnvoll ist, die Inhalte gelegentlich zu wiederholen.» (Brohm, 2012, S. 7).
In einer weiteren Publikation (Berend et al., 2018) wurde das Programm in einer dreimonatigen Interventionsstudie untersucht, mit Interventionen vor, direkt nach und sechs Monate nach der Intervention. Die beiden Hauptannahmen der Studie, dass sowohl die Leistungsmotivation als auch das Wohlbefinden der Schüler:innen steigen würden, bestätigten sich in der empirischen Evaluation nicht. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde eine qualitative Inhaltsanalyse des Lehrpersonenfeedbacks durchgeführt, um kritische Erfolgsfaktoren zu identifizieren: Engagement der Beteiligten, Anstrengungsgrad, Rolle der Schüler:innen, Projektorganisation sowie Inhalt und Methodik der Intervention. Diese Faktoren scheinen entscheidend für das Gelingen positiv-psychologischer Interventionen in Bildungseinrichtungen zu sein.
Literatur
- Berend, B., Franz, V. & Brohm-Badry, M. (2018). Gelingensbedingungen für positiv-psychologische Interventionen in Bildungsorganisationen – Erfolgskritische Faktoren und Handlungsempfehlungen. In M. Brohm-Badry, C. Pfeifer & V. Franz (Hrsg.), Positiv-Psychologische Entwicklung von Individuum, Organisation und Gesellschaft. Nachwuchsforschung der DGPPF, Band I (S. 20 – 38). Pabst Science Publishers.
- Brohm, M. (2009). Sozialkompetenz und Schule. Theoretische Grundlagen und empirische Befunde zu Gelingensbedingungen sozialbezogener Interventionen. Juventa
- Brohm, M. (2012). Motivation lernen. Das Trainingsprogramm für die Schule. Beltz
- Brohm, M., Kürwitz, T. & Berend, B. (2014). Motiviert bleiben. Positive Psychologie für die Grundschule; mit Übungen und Kopiervorlagen (Pädagogik praxis). Beltz
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Letzte Änderung: 06/2024
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