Längerfristige Schulentwicklung
Bereiche der Schulentwicklung
Wenn sich ein Thema vermehrt zeigt, empfiehlt es sich, es in einem Prozess der längerfristigen Schulentwicklung (1-3 Jahre Dauer) aufzunehmen. Die Bearbeitung eines Themas zieht jedoch immer auch andere Bereiche mit sich. Es kann somit kein Thema isoliert angegangen werden. Trotzdem empfiehlt es sich, jeweils ein spezifisches Thema ins Zentrum zu stellen.
Besonders erfolgreich ist die Schulentwicklung, wenn multiprofessionelle Teams in Ko-Konstruktion Unterrichtssituationen fokussieren und sich gemeinsam forschend die Frage stellen, wie für die Schüler:innen in ihrer Klasse der Unterricht aussehen muss.Unterricht und Zusammenarbeit bilden die konkrete Praxis für Schulen und sind somit die wichtigsten Bereiche, um Schulentwicklung anzugehen. Insbesondere empfiehlt es sich, Unterricht immer in Gruppen weiterzuentwickeln und zu verbessern. Dabei sollen die konkreten Handlungen im Alltag in den Fokus gerückt werden.
Mit Blick auf Untersuchungen und Erfahrungen zur Entwicklung von tragfähigen integrativen Schulen können vier inhaltliche Bereiche unterschieden werden: Die Entwicklung des Unterrichts steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung einer ko-konstruktiven Zusammenarbeit. Dabei geht es darum, Zugang, Partizipation und Lernen zu verbessern, indem ein Team die Verantwortung für eine Lerngruppe übernimmt. Die Schulkultur im Sinne davon, wie miteinander umgegangen wird und was als nicht offen diskutierte Praxis jeweils Situationen prägt, ist ein weiterer inhaltlicher Aspekt einer tragfähigen integrativen Schule. Die Strukturen – Räumlichkeiten, gesetzliche Vorgaben, Rahmenbedingungen, die Organisation – sind aus Führungsperspektive gut sichtbar und auch veränderbar. Die Wirkung von Schulkultur auf die Strukturen ist jedoch stärker als die Möglichkeit, über Strukturen die Kulturen – und damit auch die Praxis – nachhaltig zu verändern.
Unterricht: Im Unterricht steht die Qualifikation und somit das inhaltliche Lernen im Vordergrund. Die Schule hat jedoch auch die Aufgabe, ein soziales Miteinander zu fördern und den Aufbau von Sozialkompetenzen zu unterstützen. Lernen und Verhalten sind denn auch – holzschnittartig formuliert – die beiden Bereiche, um die es im Unterricht geht. Immer wieder fordern im Unterricht Situationen heraus. Es geht etwas nicht, von dem man erwartet, dass es geht[1]. Für eine Veränderung ist es wichtig, diese konkreten Situationen in den Blick zu nehmen. Dann ist es auch möglich, darüber zu sprechen, was im Unterricht von den Lehrpersonen geändert werden kann und was Schüler:innen lernen sollen.
Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit wird durch die immer grössere Anzahl von Fachpersonen in der Schule anspruchsvoller. Aus der Schulforschung ist bekannt, dass nicht eine Arbeitsteilung im Sinne des Verteilens von Aufgaben entlastend und entwicklungsfördernd ist, sondern die ko-konstruktive Zusammenarbeit in Bezug auf spezifische Situationen. Zusammenarbeit muss in Teams thematisiert, gepflegt und weiter entwickelt werden. Hierzu gehören Höhen und Tiefen. Alle Beteiligten müssen dies verstehen und sich dennoch positiv dafür aussprechen können.
Unterricht und Zusammenarbeit sind somit die Themen, die sehr konkret weiterentwickelt werden können: Wie können alle ihr Wissen und Können einbringen, um das Lernen von allen Schüler:innen (und Erwachsenen) zu ermöglichen und Barrieren abzubauen? Wie können wir als Team gemeinsam die Lebenssituationen der Schüler:innen (er)tragen, um ein gemeinsames Lernen in Kooperation zu ermöglichen, und so gemeinsam Mensch zu sein und zu werden?
Zusammenarbeit auf Gemeindeebene ist auch ein wichtiger Aspekt einer tragfähigen integrativen Schule. Diese Zusammenarbeit hat viel mit einer offenen Schulkultur gemein. Die Zusammenarbeit mit Behörden, externen Stellen und anderen Schulen in der Gemeinde fördert die Tragfähigkeit einer Schule.
→ Schulentwicklung Zusammenarbeit
Schulkultur: Eine längerfristige Schulentwicklung braucht eine klare pädagogische Ausrichtung und muss somit auch zielgerichtet sein. Hierfür braucht es von allen Beteiligten geteilte Normen und Werte.
Es ist bekannt, dass die Schule an einer Institutionellen Diskriminierung krankt[2]: Schulischen Praxen reproduzieren also unbewusst soziale Ungleichheiten. Haltungsfragen sollten deshalb immer mit der Praxis von Unterricht und Zusammenarbeit angegangen werden – isolierte Wertediskussionen sind wichtig, reichen jedoch nicht aus. Sie müssen unmittelbar und konkret mit der gelebten Praxis verbunden werden.
→ Schulentwicklung Schulkultur
Strukturen: Die Schule wurde in den letzten Jahren vermehrt als Organisation verstanden, um Konzepte der Organisationsentwicklung auf die Schule zu übertragen. Dies aus der Hoffnung, dass die Schule dadurch effizienter und besser wird. Schule ist jedoch zuallererst eine Praxis, die es – wenn es um Entwicklung geht – zu verändern gilt. Das Organisieren sollte einer bewussten Praxis folgen und Strukturen sollen Sicherheit und Raum geben, um sich mit einem Inhalt auseinander zu setzen. Strukturelle Vorgaben ohne Inhalt sind jedoch kontraproduktiv und führen zu bürokratischen Abläufen.