"

Längerfristige Schulentwicklung

Gemeinsam vorangehen

Schulentwicklung im Sinne einer tragfähigen integrativen Schule ist nicht eine aus einer Machtposition (Schulleitung, Schulevaluation) aufgezwungene top-down Bearbeitung über die Durchführung von Projekten. Es geht darum, gemeinsam zu erkunden, wie die Schule auf die Herausforderungen – Es geht etwas nicht, von dem man erwartet, dass es geht[1] – nicht-diskriminierend reagieren kann.

Projekte

Es müssen nicht immer Projekte sein, die auf etwas eine Antwort sind. Ein abgekapseltes Projekt löst ein Problem nicht – wichtig ist, dass die Veränderung in der konkreten Praxis geschieht. Projekte tragen die Gefahr in sich, dass etwas zusätzlich zur schon vorhandenen Arbeit gemacht wird. Innovation bedeutet jedoch eher, etwas anders als vorher zu machen, nicht etwas zusätzliches.

Falls die Problemstellung zu einem Projekt führt, muss darauf geachtet werden, dass ein Prozess-Kreislauf als Orientierung dienen kann und auch einen Rahmen zur Sicherheit geben kann – viel eher muss aber flexibel der Blick darauf gerichtet werden, wer oder was im Prozess wichtig ist oder wird und deshalb berücksichtigt werden muss.

«Einerseits muss allein zu Orientierungszwecken ein Projektplan aufgestellt und dessen Einhaltung überwacht werden, andererseits kann genau dieses Tun auch in eine zu starke Bürokratisierung des Projekts ausarten, bei der die Methodik die Inhalte dominiert, Ressourcen verschlingt und eine notwendige Flexibilität einschränkt.»[2]

Situations- und Bedarfsanalyse

Schulentwicklung muss dort ansetzen, wo der Schuh drückt. Der erste Schritt besteht somit in einer sorgfältigen Situations- und Bedarfsanalyse. Führen Sie dazu einen Dialog mit ihrem Team. Folgende Fragen können hierfür leitend sein:

Schulentwicklung ist ein Prozess, in dem alle, die für die Problemstellung zentral sind, gemeinsam vorwärtsgehen. Eine Schulführung muss insbesondere das Thema zum gemeinsamen Schulentwicklungsthema machen, für das sich ein Grossteil der Schule interessiert. Wenn Themen angegangen werden sollen, die von extern kommen (z.B. Schulevaluation), so müssen diese Desiderate sinnvoll für das Team übersetzt werden[3].

Leute gewinnen

Schulentwicklung muss gemeinsam geschehen – als Schulleitung oder Steuergruppe ist es demnach wichtig, für die thematische Idee Leute zu gewinnen. Der Begriff des «Interessement» aus dem Französischen passt dazu gut: Es geht darum, dass sich das Team dafür interessiert, aber auch «am Gewinn beteiligt» ist – also verschiedene Bedürfnisse damit befriedigt werden können[4].

  • Was brauchen die betroffenen Lehrpersonen, um sich auf die Idee einzulassen?
  • Widerstand: Was hindert Lehrpersonen, sich mit dem entsprechenden Schulentwicklungsthema auseinander zu setzen und zu lernen / sich zu verändern?
  • Was können die Betroffenen längerfristig davon profitieren? Wird dies für sie sichtbar?

«Was nützt es unseren Schüler:innen?»Vision im Auge behalten

Im Prozess ist es neben dem «Leute gewinnen» auch wichtig, die Vision im Auge zu behalten. Bedürfnisse von Lehrpersonen können auch Bedürfnissen von Schüler:innen widersprechen. Als Steuergruppe muss deshalb immer wieder abgewägt werden, welchen Bedürfnissen entsprochen werden kann.

  • Welche Bedürfnisse stehen im Raum? Welche davon sind mit einer integrativen, tragfähigen Schule zu vereinbaren?
  • Wo ist ein Kompromiss möglich? Wo müssen wir vehement Überzeugungsarbeit leisten?

Steuergruppe und Begleitung

Die Schulleitung muss darauf achten, dass in der Steuergruppe Personen sind, die aus dem Team den notwendigen Rückhalt haben und somit als «Repräsentant:innen» des Teams gelten. Diese Verbindung – von Steuergruppe zu Team – muss immer wieder hergestellt werden.

Als Schulleiter:in tragen Sie die Verantwortung für die Initiierung, die Steuerung und das Am-Leben-Erhalten der Entwicklungen.[5] Es empfiehlt sich, sich selber und die Steuergruppe supervidieren zu lassen, um die sich in der Gruppe zeigenden Probleme als Probleme der Schule und des Schulentwicklungsprozesses analysieren zu können.

Arbeit würdigen

Ein wichtiges Mittel für die Nachhaltigkeit von Entwicklungsprozessen ist das Würdigen und Feiern von (Teil-)Zielen und Erfolgen. Planen Sie diese Würdigung bereits zu Beginn der Arbeit ein.

Unterstützung

Beratung, Begleitung und Supervision im Prozess bieten die Hochschulen in Zürich an:


  1. Weisser, Jan (2005). Behinderung, Ungleichheit und Bildung. Eine Theorie der Behinderung. transcript.
  2. Lauer, T. (2019). Change Management: Grundlagen und Erfolgsfaktoren. Berlin: Springer, S. 202.
  3. Dimai, B., Rathgeb, G., & Jesacher-Rößler, L. (2024). Wer steuert hier wen und was? Die Übersetzung von Paradoxien in Schulentwicklungsprozessen. Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO).
  4. Akrich, M., Callon, M., Latour, B., & Monaghan, A. (2002). THE KEY TO SUCCESS IN INNOVATION PART I: THE ART OF INTERESSEMENT. International Journal of Innovation Management, 06(02), 187–206.
  5. Lütje-Klose, B. , Serke, B., Hunger, S.K., Wild, E. (2016) Gestaltung kooperativer Prozesse und Schulstrukturen als Merkmal effektiver Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Lernen. Ergebnisse von Schulleitungsinterviews aus der BiLieF-Studie. In A. Kreis, J. Wick, C. Kosorok Labhart (Hrsg.). Kooperation im Kontext schulischer Heterogenität. Münster: Waxmann

Lizenz

Tragfähige Integration Copyright © Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik und Volksschulamt Zürich. Alle Rechte vorbehalten.