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Nächste Schritte: Von der Orientierungshilfe zur Interventionsplanung

Um eine differenzierte logopädische Therapieplanung für die individuell ausgeprägten Besonderheiten der Kinder im Autismus-Spektrum erstellen zu können, bietet diese Online-Plattform eine strukturierte Übersicht möglicher Therapieziele, sowie konkrete Handlungsstrategien und -ideen zur Umsetzung. Einige Ziele entsprechen einzelnen Items aus der Orientierungshilfe ORKA, während andere mehrere Items kombinieren. Die vorgeschlagenen Zielformulierungen werden entsprechend dem Förderbedarf des Kindes, der in einem ersten Schritt anhand der Orientierungshilfe festgestellt wurde, ausgewählt. Unter dem festgelegten Ziel sind mögliche Strategien und Handlungsideen aufgeführt. Bei einem Kind im Autismus-Spektrum, welches sich beispielsweise wenig auf gemeinsame Spiele einlässt und kaum Wiederholungen einfordert, kann das Ziel darin bestehen, dass es an gemeinsamen Aktivitäten teilnimmt, Freude zeigt und Wiederholungen einfordert (vgl. Gemeinsame Aktivitäten). Zur Erreichung dieses Ziels können beispielsweise Interaktionsspiele eingeführt werden, die auf sensomotorischen Vorlieben des Kindes im Autismus-Spektrum basieren.

Die Therapie sollte sich auf Entwicklungsbereiche der Orientierungshilfe konzentrieren, in denen Auffälligkeiten beobachtet werden können und in denen die erfassten Items von nicht eindeutig (2) bis eindeutig, jedoch unregelmässig (3) reichen. Die Bereiche der gemeinsamen Aufmerksamkeit und der gemeinsamen Aktivitäten sind insbesondere auch für minimal verbal kommunizierende Kinder im Autismus-Spektrum zentral, die noch nicht oder wenig auf die Anwesenheit von anderen Personen reagieren und es lediglich vereinzelt zu gemeinsamen Aktivitäten kommt. Die Förderung sollte daher in diesen Bereichen auch erfolgen, wenn entsprechende Fähigkeiten nicht (1) oder nicht eindeutig (2) beobachtet werden können.

Die nachfolgende Abbildung stellt einen Entscheidungsprozess zur Förderung von sozial-kommunikativen Fähigkeiten bei Kindern im Autismus-Spektrum dar. Je nach den beobachteten Auffälligkeiten in den sprachrelevanten Grundfertigkeiten und der intentionalen Kommunikation wird der Förderschwerpunkt auf spezifische Bereiche wie gemeinsame Aktivitäten, gemeinsame Aufmerksamkeit und Imitation gelegt. Im weiteren Verlauf wird der spezifische Förderbedarf weiter differenziert und auf die Bereiche wie den rezeptiven und expressiven Sprachgebrauch, sowie Kommunikationsformen und –funktionen ausgerichtet.

Abbildung 2: Entscheidungsprozess zur gezielten Förderung von sozial-kommunikativen Fähigkeiten (eigene Darstellung).
Beschreibung der Grafik

Die Grafik zeigt einen Entscheidungsprozess zur Förderung sozial-kommunikativer Fähigkeiten bei Kindern im Autismus-Spektrum. Abgefragt wird, ob das Kind absichtlich und zielgerichtet kommuniziert, gemeinsame Aufmerksamkeit und Imitation zeigt. Bei ‚Nein‘ liegt der Förderschwerpunkt auf der Förderung gemeinsamer Aktivitäten und gemeinsamer Aufmerksamkeit (Lenkung durch das Kind und Lenkung durch das Gegenüber). Bei ‚Ja‘ wird weiter in drei Bereiche unterschieden: rezeptiver Sprachbereich, expressiver Sprachgebrauch und Kommunikationsformen- und funktionen.

Die Bereiche Aufmerksamkeit und Interesse, Repräsentation und Abstraktion, strukturiertes Handeln und Spielverhalten sind für die Förderung von Kindern im Autismus-Spektrum ebenso von Bedeutung und werden als zusätzliche Förderschwerpunkte in die Förderplanung integriert. Der Bereich der Aufmerksamkeit und Interessen dient dazu, Interessen und sensorische Besonderheiten der Kinder im Autismus-Spektrum zu erfassen, um die Therapie und die Fördersequenzen darauf aufbauend planen zu können. Daher ist es wichtig, dass die Besonderheiten und Interessen eindeutig und regelmässig zu beobachten sind.

Neben Fachwissen über die Besonderheiten der Sprach- und Kommunikationsentwicklung bei Autismus und deren Förderung, sind auch Kenntnisse hinsichtlich der autismusspezifischen Gestaltung des Therapiesettings grundlegend (Sodogé & Eckert, 2021). Im Förderbereich strukturiertes Handeln bietet die Online-Plattform Hinweise zur Visualisierung und Strukturierung von Aufgaben und Tätigkeiten. Diese Strukturierungen bieten den Kindern Sicherheit und Orientierung, was es ihnen erleichtert, sich auf ihr Gegenüber einzulassen.

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden die Therapieeinheiten entsprechend dem abgebildeten Ablauf gestaltet (Eckert et al., 2024). Ein ritualisierter Beginn und Abschluss der Therapieeinheit vermittelt dem Kind zusätzlich Orientierung und schafft ein Gefühl von Sicherheit.

Abbildung 3: Möglicher Ablauf einer Therapieeinheit (Eckert et al., 2024)
Beschreibung der Grafik

Die Grafik zeigt einen strukturierten Ablauf eines Therapieprozesses in fünf Schritten: Ritualisierter Einstieg, Visualisierung des Therapieablaufs, Förderung von Grundfertigkeiten (z. B. gemeinsame Aufmerksamkeit), Förderung von Sprache und Kommunikation (z. B. durch Gebärden), Abschlussritual und Austausch mit Eltern.

Auf der nachfolgenden Seite können Sie mit Hilfe eines Filters Therapieziele auswählen und nach Strategien und Handlungsideen zu deren Umsetzung suchen.

Lizenz

Handlungsideen zur frühen Kommunikationsförderung bei Autismus Copyright © Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. Alle Rechte vorbehalten.