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Das flexible Interview und die Bildung

FI und Spiele

Spiele – Fenster zum Denken, zu den Emotionen und zum Handeln

„Die Zeit ist ein Kind, – ein Kind beim Brettspiel; ein Kind sitzt auf dem Throne.“ Heraklit B52 – In grateful memory of Constance Kamii (1931- 2023)

Piaget (1983) beobachtete, wie Kinder im Murmelspiel und bei der Vorbereitung einer Schneeballschlacht Regeln anwenden und über Regeln diskutieren. Regelverhalten und Regelbewusstsein sind persönliche und soziale Referenzschemata, die sich fortlaufend entwickeln, bis hin zur fortgeschrittenen „Demokratie im Murmelspiel“ (vgl. ebd., S. 95). Spiele beinhalten ästhetische, kognitive, emotionale und soziale Werterfahrungen. Im Spiel kultiviert die Person den Umgang mit andern und mit Sachen. Autonomie und Kompromissbildung sind im Spiel notwendig und wechselseitig miteinander verbunden (vgl. Kamii, 1985, 2000; Dominick & Clark, 1996; Ramani & Siegler, 2008; Ramani, 2012). Eine ganzheitliche Theorie untersucht Spiele mit dem personorientierten, dem interaktionistischen, dem ökosystemischen und dem gesellschaftskritischen Paradigma (vgl. Heimlich, 2015). Die Bedeutsamkeit der Spiele in der Schule wird mittels der didaktischen Analyse (Klafki, 1996) und mittels Kontrakten zwischen den Spielpartnern und -Partnerinnen (Pädagoginnen und Pädagogen, Schülerinnen und Schülern) gesichert.

Bei der Integration von Kindern / Personen mit einer Behinderung oder mit Verhaltensstörungen ist es notwendig, die Pädagogik des Spiels sorgfältig vorzubereiten (siehe das Spiel „Stäbe werfen“).

Die Vorbereitung von Spielen, seien es Phantasie-, Rollen- oder Regelspiele, bedeutet auch Vorbereitung und Umsetzung der Demokratie in den Spielen (vgl. Piaget, 1983; Kamii, 1985; Heimlich, 2015). Aus ökosystemischer Perspektive betrachtet, erweist sich die Zeit der Vorbereitung auch als Zeit der selbst entwickelten Inklusion und der befreienden Bildung (vgl. Freire, 1998; Schlienger & Meyer, 2021). Schlienger & Meyer (2021) zeigten in einer Fallstudie auf, dass Kindergartenkinder fähig sind, über ein selbst organisiertes Spiel die Alphabetisierung zu entwickeln.

Eine Auswahl von Spielen und Erfahrungen wird vorgestellt. Diese Spiele sind Generatoren des impliziten Lernens und Modelle für die Mathematisierung und den kompetenten Umgang mit Zahlen und Operationen. Mathematik erscheint im Licht des Spiels, und das Spiel erscheint im Licht der Mathematik. Flexible Interviews reflektieren Spielsituationen im Sinn der Zone der nächsten Entwicklung (vgl. Wygotski, 1986). Die Spielsituationen sind auch pädagogische „Forschungswerkstätten“ in denen Regelverhalten und Regelbewusstsein rekonstruiert, einsichtig gemacht und erforscht werden kann.

Unterscheiden Sie zwischen Spielzeiten auf der einen Seite und der Zeit für mathematische Reflexionen auf der andern Seite. Vermischungen führen zu Verwirrung und Motivationsverlust. Die Bedeutsamkeit der in Spiele eingekleideten Mathe-Aufgaben sollte mit den Lernenden geklärt werden.

Link zur Gesamtübersicht der kommentierten Spiele und deren Bedeutung


Carrace Elementares Würfelspiel mit wählbaren Figuren

Ballspiel Zahlwörter, Zählkompetenz, Reihen entdecken

Bauernkrieg Einfaches Kartenspiel (Jasskarten, Elferspiel, Pokerkarten, Grundwissen Arithmetik, mit Erfahrungsbericht)

Einmaleins-Bauernkrieg Einmaleins spielerisch lernen, Schwierig-keitsgrade selber bestimmen, mit Erfahrungsbericht

Eile mit Weile Brettspiel, Würfelspiel, 4 Personen, Spielbeschreibung

 

Spiel mit Z Würfelspiel zu den ganzen Zahlen mit „Schicksalskarten“ erfordert arithmetische Operationen

Das Halbespiel Würfelspiel mit „Schicksalskarten“, Operationen mit Bruchzahlen, Vorlage in Word 2007Game with Fractions – the Halfplay


Würfel-Differenzler Taktisch würfeln und rechnen mit einer Zielzahl. Zahlenräume selbst bestimmen. Produktives Üben im Spiel. Es existieren italienischespanischefranzösische und englische Übersetzungen, siehe researchgate.net

Lernumgebung Jahrmarkt (Schlienger & Meyer, 2019)

 

Himmel und Hölle

Spiele heilen die Angst vor Mathe

Zeit für das Spielen in der Schule ist nicht „verlorene“ Zeit für das Lernen, im Gegenteil. Spielen integriert unzählige Ressourcen, welche die gewohnte Bildung bereichern und effizienter machen.

Leiterspiel im Kindergarten. Aktionsforschung, B. Baumberger, SHP (Foto S. Meyer)

Design – Der Legostein. Dokumentarfilm 25′. Konstruieren

 


Extras:

Spielen macht Schule (Projekt)

 

Planet Wissen – Sinn des Spielens

Bild zu Stäben werfen, Spielstäbe:

Bild zu Stäben werfen, Spielanlage für blinde Personen:

Links und Bilder zu: Guy Brousseau (website)Vom Spiel zur mathematischen Situation. Sehr interessante Erläuterungen von Guy Brousseau. Film 25

Games from the Aboriginal People of North America

 

Bild zu Marc Ratcliff: Jean Piaget, l’enfant, les bienfaits du jeu et la crise sanitaire

Videolink zu: Monza Gesellschaftsspiel

Lizenz

Das flexible Interview Copyright © Stefan L. Meyer und Priska Hagmann-von Arx. Alle Rechte vorbehalten.