
„Ich werd’s versuchen“. Dokumentarfilm von Susana Pilgrim über Luigi Fantinelli, Universität Bologna, der sich als Erasmus-Student nach Murcia, Spanien, begab. Nicola Cuomo kommentiert das Methodenkonzept.

FI und Forschung
Das Methodenkonzept „Empathie und Verstehen“ ist die Übersetzung des systemischen und interdisziplinären Inklusionskonzepts „l’emozione di conoscere ed il desiderio di esistere“ von Nicola Cuomo (1946-2016). Während rund vier Jahrzehnten wurde es an der Universität Bologna entwickelt, erforscht und differenziert. Dabei konnten Handlungsmodelle entwickelt werden, mit denen Behinderungen verstanden und überwunden werden können. Die Defizitorientierung arbeitet mit Begriffen wie Trisomie 21, geistige Behinderung, Autismus, Fragiles-X-Syndrom, Lernstörung, Verhaltensstörung, Blindheit, Taubheit, u.v.a. Die Logik dieser Begriffe schlägt permanent Defizite vor, welche den Vorurteilen und der Selektion «Natürlichkeit» verleihen. Cuomos Methode erreichte internationalen Ruf. Parallel zur befreienden Pädagogik von Paulo Freire erkannte Cuomo durch die Analyse der sozialen und existenziellen Verhältnisse, dass Entfremdung, Unterdrückung und Behinderung nur überwunden werden können, wenn die Erziehung und die Erkenntnis als Forschungsprozesse aufgefasst werden (Freire 1977, S. 58f.; Cuomo, 1989, 2007). Zwei kurze Artikel leiten in die Vita des Inklusionsforschers ein.
Das Konzept basiert auf wenigen strategischen Prinzipien, welche in Wechselwirkung stehen:
Quelle: Das Methodenkonzept „Empathie und Verstehen“ (Nicola Cuomo, 2011; deutsche Version). Der Artikel von Imola, Bacciaglia, Filippini & Meyer (2020) gibt einen aktuellen Einblick.
Die Pfeiler und Strategien von „Empathie und Verstehen“ wurden von Cuomo (1989; vgl. Schöler, 2019; Imola et al., 2019; Meyer, 2019) in Fallstudien konkretisiert und in Fallportraits dargestellt. Diese Fallportraits (vgl. Lawrence-Lightfoot & Hoffmann Davis, 2002) verdeutlichen, wie inklusive Pädagogik als systemische Wissenschaft vorgeht und wie sie begründet wird. In Anlehnung an eine Metapher von Wygotski (1986, S. 359) kann gefolgert werden, dass sich im Wort dieser Fallstudien das systemische Bewusstsein spiegelt „wie die Sonne in einem Wassertropfen. Das Wort verhält sich zum Bewusstsein wie die kleine Welt zur grossen, wie die lebende Zelle zum Organismus, wie das Atom zum Kosmos. Das sinnvolle Wort ist der Mikrokosmos des Bewusstseins (ebd., S. 359).
In den ersten Gesprächen mit Familien und Pädagoginnen werden das Können der Person mit Defizit und die Erziehungsstile im Sinn einer systemischen Ethnografie untersucht, siehe Studium der Erziehungsstile nach der Methode von Nicola Cuomo“. In Anlehnung an Macedo & Freire (1987, S. 141) werden die Erziehungsstile (vissuto-subito; freudvoll / bedeutsam – unterdrückend) und auch die Literacy dahingehend analysiert, ob sie der Reproduktion bestehender sozialer Formationen (Unterdrückung, Ausgrenzung) dient oder ob sie kulturelle Praktiken enthält, die einen demokratischen, integrativen und emanzipatorischen Wandel fördern.
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Stäbe werfen: Ein Spiel der Apachen, selbst erfundene Spielanordnung
Foto: Silvia Fallani (2011)
Masterarbeiten auf der Basis von „Empathie und Verstehen“:
Inklusive Leseförderung auf der Sekundarstufe 1. Fallstudie von Tamara von Siebenthal (2020)
Aemocon – Centro per lo sviluppo del pensiero e del linguaggio
Prof. Nicola Cuomo, Università di Bologna (Nachruf)
Bild von Prof. Nicola Cuomo (1946-2016), Dott.ssa Alice Imola (Foto S. Meyer, 2011) Zeitschrift „Menschen“ (vormals „behinderte menschen“ 3/2019
Tryphon, Vonèche (ed.) (1996). Piaget-Vygotskij. La genesi sociale del pensiero.